BEETHOVENS KLAVIERSONATEN

 

Ein Experiment in 32 Kapiteln

No 1
Ergebenster Meister. Euer erstes Werk. These und Antithese. Synthese. Die vier B’s. Beethoven mal zwei im Quadrat. Buddha, Bach, Brigitte Bardot. Studier‘ Euer Werk. Hal­tebogen. Zur Auflösung. Alles in Auflösung begriffen. Ich gehe weiter. Begreife mich in Auflösung. Vor Eurer Größe. Bassachtel. Stand Buddha Pate? War Bach Euer Meister? Wer war Eure Bardot? Takt für Takt. Wort für Wort. Höre schwarze Musik, großer Mei­ster. Musik, die ins Blut geht, großer Meister. Bin Euer Blutsbruder, Herr Beethoven. Höre Musik von Negersklaven, großer Meister. Fühle mich piano. Fühle mich forte. Werde Oktavist durch Euer Es. Es ist ein Gram. Zu stehen vor diesem Werk. Ein Schlusssatz. Zum Anfang: Ihr wart der Größte. Nein, nicht Cassius Clay. Durchführung. Auseinandersetzung. Vom Fortissimo zur Sklaverei. Werde Sklave Eures Werkes, gro­ßer Meister. Pianosklaven. Es ist so. Kolonialismus zu Eurer Zeit. Reprise der Sklaverei. Schlusssatz. Coda. Adagio. Das eine B. Spielende Unendlichkeit. Geschrieben gegen das Vergessen. Terzenkomplex. Rechts wie links. Politische Einstellung einerlei? Zwei­unddreißigstelläufe. Überzeugende Schnelligkeit. Wider dem Vergessen. Sklavenkolo­nien. Abtransport. Kümmerte nicht? Pianissimo. Menuetto. Wieder die vier B’s. Buddha, Bach, Boris Becker. Fünfsatzsieg. Held des weißen Allegretto. Trio. Drei. Eins. Vier. Eins. Fünf. Zwei. Prestissimo. Schnell komponieren? Keine ruhige Minute. Langsam spielen. Triller. Alles in Auflösung. Buddha trifft Beethoven. Alles Sklaverei. Ostinato. Takt 23. Buddha. Beethoven. Brecht. Ein B für Berthold. Couragierte Komposition? Keine Konvention gebrochen. Verzeiht, großer Meister. Ergebenster Meister. Immer leise und süß. Durchführung bis in die Unendlichkeit. Triller. Kriminalstatistik. Diebstähle an erster Stelle, großer Meister. Morde rückläufig. Nimm, was Du brauchst. Habe keine Ar­beit, großer Meister. Keinen Auftrag. Verwechsle Beethoven mit Buddha. Bach mit Bar­dot. Becker mit Brecht. O, fromme Helene. Kompositionsauftrag. Dreiklangsreduktion. Rechts wie links. Verirrtes Korsakovsyndrom. Mineralwasser zwecklos, Herr Komponist. Erfrieren auf offener Straße. Takt 129. Pause. Briefbombenterror. Fortissimo. Faulheit. Faulheitsfortissimo, Herr Komponist. Kenn‘ nur Namen. Bin selbst namenlos, Herr Kom­ponist. Lautstärke langsam zunehmend. Crescendo, Herr Becker. Fünfsatzsieg. Spielen wir noch? Es auflösen. Es war keinmal. Klassischer Groove. Reprise. Triolen. Ludwig van Beethoven. Eine deutsche Triole. Sehr richtig, Herr Stockhausen. Vier mal drei gibt zwölf. Zweiklang. Musik von Negersklaven, Herr Komponist. Mangelnde Kommunikation. Sechzehn Takte Triolen. Vierundsechzig Triolen. Mathematikprofessur. Auch noch. Für diesen Vortrag. Hundertzweiundneunzig Noten. Kompliment, Herr Komponist. Die vier B’s: Beethoven bleich bis blass. Totenmaske reduziert. Auf fermatische Farblosigkeit. Kein Schlussakkord. Namenlos, Herr Komponist. Dreiklang der Bedeutungslosigkeit. Komposition aus Nichts, Herr Beethoven. Name: Cage. Fünf Minuten das Nichts. Provo­kation, Herr Komponist. Schlusston F, Herr Komponist.

No 2
Ergebenster Meister. Euer zweites Werk. Die drei Kreuze. Ein Allegro Vivace. Gedanken an Golgatha. Vergebung für einen Sünder. Verdammnis für den anderen. Entstanden 1795. Vor zweihundert Jahren genau. Vom piano zum pianissimo. Takt 17. Blondes Lei­setreten. Erlaubnis. Gehalten. Verdutzt. In zweihundert Jahren, ergebenster Meister. Zigfache Kopien. Originale alle archiviert. Takt 23 und 24. Pause der rechten Hand. Nachkriegsgedanken, Herr Komponist. Phase der Geschichte. Auf Jahre gerechnet. Un­terdrückung wird wiederkehren, Herr Komponist. Was tun, ergebenster Meister?- Krieg in Takt 37? 1795 Erfindung der hydraulischen Presse. Wahrgenommen, ergebenster Mei­ster? Dritte Teilung Polens. Kämpfe unter Napoleon. Wie war Eure Stellung, großer Mei­ster? Wer waren die Gekreuzigten zu Eurer Zeit? Zweites Thema mit Expressivität. Krieg als Ausdruck einer Verlangsamung? Einer Beschleunigung?- Auflösung eines Zustan­des! Fortissimo! Wiederaufbau im Pianissimo. 1795 Royalistenaufstand in Frankreich, Herr Beethoven. Barras, Euer Zeitgenosse. Keine Rede mehr von ihm. Zum Synonym verkommen. Sonderfriede zu Basel. Krieg in ganz Europa. Europa ad armas. In Eurem Werk ab Takt 122 die Durchführung. Des Krieges ?- Des Friedens ?- Oktavgriffe. Lang­sam fallende Bomben. Zweihundert Jahre später. Krieg auf der ganzen Welt, Herr Kom­ponist. Ihre Interpreten, ergebenster Meister sitzen an den Fernsehgeräten, und schauen zu. Alles ist möglich. Alles? Fortissimo der Gleichgültigkeit. Legato kommt aus der Mode, großer Meister. Dafür Entdeckung des Krankheitsbildes der Legasthenie. Und für die Kinder, großer Meister: Das Lego. Für die Frau von heute: Die Leggins. Keine Angst: Noch wissen genug, was Legato bedeutet, großer Meister. Aber in zweihundert Jahren? Klaviere heute mit Elektrizität, großer Meister. Freude über das Versäumnis der techni­schen Revolution? Takt 255: Staccato. Stagnation. Langsamer Wiederaufbau einzelner Noten. Es ging alles viel zu schnell, großer Meister. Nach dem großen Krieg. Takt 338 Largo appassionato. Feierlichkeit. Feier des Sonderfriedens zu Basel? Oder Eures fünfundzwanzigsten Geburtstages? Ansteigen des Schwierigkeitsgrades. Kein Blut zu sehen auf dem Notenpapier. 80 Takte staccato. Spieltet ihr das, großer Meister. Wurdet Ihr niemals gespielt. Zunehmendes Tempo. Flugzeuge mit Überschall. Wahrnehmung vollkommen überfordert. Musik in Zehntelsekunden. Genau, Herr Beethoven, genau. Marschfriede in Westeuropa. Wirtschaftskrieg weltweit. Minoritätenschutz. Vergewaltigte Völker. Keine Angst, großer Meister. Im Grunde alles wie gehabt. Die drei Kreuze: Ma­hatma Gandhi, Martin Luther King, John Lennon. Kirche bestraft immer noch ihre Kritiker. Aber das wissen Sie ja, ergebenster Meister. Höchste Grazie im Rondo. Noch einmal im Kreis herum. Aufsteigende Tendenzen. Geplänkel wie gehabt. Schon beim zweiten Ver­such. Nicht aufgeben, großer Meister. Etwas Süße, etwas Schärfe. Heute Milka und Ta­basco genannt. Staccato links, staccato rechts. Staccato beidhändig. Gymnastik. Nackt­heit vor Euch, großer Meister. Komplexität noch einmal gesteigert. Zweites Werk im fünfundzwanzigsten Jahr. Verwunderung. Zeit relativieren. Kutschfahrt Bonn-Wien, drei Wochen. Zeit relativieren. Kutschfahrt Wien-Bonn, drei Wochen. Zeit relativieren. Flug Bonn-Wien-Bonn, fünf Stunden. Abermals staccato. Legato für Fernsehsucht. Switchen. Zappen. Sekundenweltreise. Ferner Osten-Europa, keine Sekunde. Zeit relativieren, großer Meister.

No 3
Ergebenster Meister. Euer drittes Werk. Das reine C Dur. So rein wie die Rosen auf Eu­rem Grab. Noch keine Spur vom Tod. Sturm und Drang Eures Genies. Heiter mit Feuer. Jeanne D’Arc bereits tot. Vermisse mehr Worte, großer Meister. Zu viele Zeichen. Ver­zeihung, vergaß Euer Reinheitsgebot. Also auf den Berg. Gedankenmodulation beim Aufstieg. Haydns Sonne blendet dabei. Botschaft einer Quart. Viertakt. Motorenge­räusche von draußen. Viertaktmotor, großer Meister. Keine Umweltverschmutzung zu Eurer Zeit. Nun stirbt uns der Wald. Ja, immer noch. Immer schneller. Was tun, großer Meister? Das Ende abwarten? Großer Lauschangriff. Wer hat Euch belauscht, großer Meister? Elektronische Abhöranlagen. Privatsphäre als verlorenes Gut. Davon eine Ah­nung gehabt, großer Meister? Sforzando. Ende des Liberalismus? Mehrheitsbeschluss? Alles demokratisch heute, großer Meister. Oktavdreiklänge. Aber bitte Pianissimo beim Anbringen der Wanzen. Das große Anzapfen der Telefonfässer. Takt 109. D Dur. Deutschland, großer Meister. Euer Land und mein Land. Land des Todesmeisters. Vorzei­gedemokratie. Kritik der reinen Gesetzeskomplexität. Erzeugung von Fachidioten. Coda: Missverständnisse. Historismus. Mehrheitsbeschaffung in Zweiunddreißigsteln. Adagio. Energie von Sklaven, großer Meister. Liedermacher zu Eurer Zeit, großer Mei­ster. Als Dilettanten abgestempelt? Drogensüchtig? Belauscht worden?- Aha. Spielleut. Fahrendes Volk. Ohne festen Wohnsitz. Hat sich etwas gebessert, großer Meister. Gaukler. Kontakt gehabt, großer Meister? Hundertsechzig Kreuze auf Moskaus Straßen. Erfrorene Alkoholiker. Inzwischen wird nicht mehr gezählt. Können auch nicht kompo­nieren. Vierzig Takte Eures Adagio. Interessenlosigkeit darüber. Verschwindende Zeitungs­notiz. Heizung- und Sanitärtechnik auf dem neuesten Stand. Wohlstandsin­dikator, großer Meister. Emotionales Erfrieren im Akkord, großer Meister. Im Dominant­septakkord. Beruhigtes Notenbild. Trio: Haydn, Gräfin Babette von Keglevics und Ihr, großer Meister. Kompositionskonkurrenz. Um die Gunst gebuhlt. Triole im Trio. Komposi­tionstautologie. Dreieinige Dreifaltigkeit. Nonen. Immer noch auf unseren Straßen zu sehen, großer Meister. Relikte zweitausendjähriger Geschichte. Die Kirchen leeren sich. Was tun, großer Meister? Sich an Zahlen halten? As. Assai. Assekuranz. Die Macht der Konzerne, großer Meister. Paläste aus Glas. Himmelhoch. Till Eulenspiegel, großer Mei­ster. Kling, Glöckchen, Kling. Es gibt noch Hügel für die Schlittenfahrt. Doch die Natur macht sich rar. Leute fliehen bereits in ferne Länder, großer Meister. Die Flüsse werden einbetoniert, ihre Fische sterben, und die Badenden werden neurodermitisiert. Zu Eurer Zeit waren die Bäche noch klar. Bach war immer klar. Und rauschend. Ja, der Rausch, großer Meister. Takt 103. Dreiklang in F. Friede, Freude, Freibier. Der Rausch als Friede? Der Rausch als Freude? Der Rausch mit Freibier? Ein Volk von Alkoholikern, großer Meister. Zunehmende Dumpfheit. Gewalt in Fußballstadien. Die Erfindung hun­dert Jahre nach Eurer No 3. Millionenspektakel. Vorsicht, großer Meister: Nicht daran rühren! Große Empfindlichkeit im Volke. Circenses ohne Blutvergießen. Gladiatoren um eine Lederkugel. Hättet Ihr zugeschaut, großer Meister? Hättet Ihr auch Lotto gespielt? Dem Zufall eine Chance gegeben? Auf den großen Gewinn gehofft? Takt 259. Triller. Pfeifen, großer Meister. In Schulen verboten. Wenn alle pfeifen würden. Direktionsedikt! Und wieder Triller. Und wieder Triller. Pfeife Euer Werk, großer Meister. In der Bade­wanne. Verzeiht! Entspannung, großer Meister. Melissenbad. Melissenbad und Euer Werk pfeifen. Bin kein Wachmann. Liebe den Schlaf. Bin auch kein schlafender Wach­mann. Bin Wicht vor Euch, großer Meister. Fühle mich nicht wichtig. Bin trotzdem Wicht. Die Energie von Sklaven, großer Meister. Verlangsamung einer Entwicklung. Beschleu­nigung wieder. Unheimliche Entwicklung, großer Meister. Abflug ins Weltall. Suche nach neuen Planeten. Flucht vor dem Irrsinn. Hinein in den Irrsinn. Fluglärm. 23.35 Uhr. Zeit zum Schlafengehen. Den ganzen Tag schon geschlafen. Die Nacht wird wieder hart, großer Meister. Stündliches Erwachen. Dann bis morgen. Tschüs.

No 4
Ergebenster Meister. Euer viertes Werk. In Es Dur. Es war. Es ist. Es wird. Vergangen­heit. Gegenwart. Zukunft. Dreidimensionalität. 6/8. Schon immer gewesen in der Welt. Klangfarben Eurer Kompositionspalette. B’tes Dreigestirn. Jupiter, Saturn, Neptun. Götter­hemmung. Abendlicht. Kann kein Tag kurz sein. Wart Ihr auch Kaufmann, großer Meister? Wer hat Euch die Butter aufs Brot geschmiert? Musstet Ihr niemals Hunger lei­den? Gönnerhaftigkeit. Gönnerverhaftung. Takt 26. Damaliges Lebensalter. Immer wie­der Es. Esperanto. Keine Weltsprache im Durchsetzen begriffen. Amerikanismus im For­tissimo, großer Meister. Micky Maus und Mac Donald’s, großer Meister. Symbole westli­cher Zivilisation. Modalität. Wegwerfmoden. Alles für die Vergänglichkeit. Konsumenten­kriege an Wühltischfronten. Decrescendo. Pst! Nicht so laut, großer Meister. Fotoappa­rate zum Einmalgebrauch. Industrieblüte im fernen Osten. Leider nicht einmal die Loch­kamera gekannt, großer Meister. Zu Eurer Zeit mussten noch die Maler bemüht werden. Heute ein Bild per Knopfdruck. Fünf Milliarden Knopfdrücke. In zweihundert Jahren die ganze Erdbevölkerung fotografiert. Takt 225. Spiegelverkehrung. Inzwischen schon Spiegelreflexnostalgie, großer Meister. Fotografisches Gedächtnis gehabt, großer Mei­ster? Es war. Es ist. Es wird. Gegenwart spiegelt Vergangenheit und Zukunft. Zurück. Jetzt. Vorwärts. Tritonus? Tunlichst vermieden, großer Meister. Stahlgießereien in Eurer Nähe, großer Meister. Spaziergänge von Euch noch auf den Feldern, wo heute die Werke stehen. Takt 259. Akkordales Fortissimo. Hochöfen, großer Meister. Nicht Eure Werke, großer Meister. Werke für den Broterwerb. Glühende Faszination. Schon missbraucht für Blut-und Boden-Mentalität. Kriegsproduktion. Blutbefleckte Glut. Rasender Führer. Wird man ihm einmal Denkmäler bauen, großer Meister? In ferner Zeit? Ich fürchte ja. Takt 351. Essentielle Monotonie. Als Abwechslung willkommen. Takt 362. Pause. Fermate. Beliebigkeit. Unterbruch. Largo. Grafschaft. Hieltet Ihr auch Euer Glas richtig, großer Meister? Bei Graf von Keglevics? Musstet Ihr nicht rülpsen nach dem Es­sen? Wurdet Ihr missgünstig beäugt? Stupfte Euch die Gräfin staccato unter dem Tisch? Allegro. Gartenlaube. Lauschiges Dahinplänkeln. Spieltet Ihr niemals den Rosenkavalier, großer Meister? Zum Tässchen Tee eingeladen. Russisches Roulett mit Apfelstrudel. Vanillesoße in Takt 26 gegossen. Schlagobers, Herr Komponist. Achtelbillard im Litera­tencafé. Lese Eure Briefe, großer Meister. Nicht gerade Sinn für die Literatur gehabt. Macht nichts. Takt 96.

Notenbild vollkommener Geometrie. Triolensuada. Nimmeren­dende Ignoranz weißer Tasten. Dreiundfünfzigtaktiges Mollton. Generalverband. Blut­stillprofessur. Schlusstakte so leise wie möglich. Pianissimodichtung. Nicht ganz bei Ver­stand. Kleine Pause einlegen. Rondo. Venezianische Assoziation. Maskenball. Samt und Seide. Zu kleines Harlekinkostüm. Alternatives Versteckspiel. Um Großbürgerlichkeit gebuhlt. Zu viele Witze, Herr Komponist. Tosende Flut. Zerstörte Stadt, werter Meister. Zweiunddreißigstel. Notwehrläufe. Lauter kleine Notwehren. Notenwehr. Dammbruch. Überflutung. Katastrophe. Notenwehr, nota bene, Herr Komponist. Nicht Notwehr. Plural, Herr Komponist. Etymologie, Herr Komponist. Wehret den Nöten. Wehret den Noten. Warme Kleidung, Herr Komponist. Warme Suppe. Minusgrade. Kälteeinbruch im Fortis­simo. Betrunkener vor der Fernsehhitparade. Heizkostennachzahlung, Herr Komponist. Verarmter Adel. Baggert Gruben aus. Suizidgefahr. Fremdwort, Herr Komponist? Wurst­salatorgie Im Landgasthaus. Zweiunddreißigstel auf und ab. Kennzeichen: Keine Zeitung im Knopfloch. Dornengestochene Notenbilder. Abrakadabra, Herr Poet. Decrescendo. Leise, Herr Komponist. Nichts verraten. Fermate. Pause. Ruhe.

No 5
Ergebenster Meister. Euer fünftes Werk. Der C Moll-Komplex. Aufgegriffen von Pianisten des 20. Jahrhunderts. Lennie Tristano’s Elegie. Genialität der Jazzmusik. Keine Wid­mung an eine Gräfin. Nicht mindere Virtuosität. Missachtung dennoch als Negermusik, großer Meister. Eure Umkehrungen. Immer geradeaus gegangen. Habt Ihr die Umwege gemieden, großer Meister? Bahnlinientreue. Balken um Balken der Endstation entgegen. Schienenstranguliert. Werfe Steine. Wieder aus Notenwehr. Pianissimoautonomie. Staccato­tonleiter. Wegweiser. Randerscheinung. Adlige Eroberung. Geburtstags­konzert. Zeuge einer Inschrift. Takt 91. Janusnotenköpfe. Genialitätische Dilettanz. Veitstän­ze. Tausende zuckender Körper. In riesige Hallen gepfercht. Stimulantien. Alle in Ekstase. Pressluftmusik, großer Meister. Helden heutiger Jugend. Zehntausend-Watt-Götter. Keine Grafschaft mehr. Getarnte Enteignung. Alles zum Besten, teurer Meister. Pianistengerangel, großer Meister. Interpreten im Überfluss. Auf dem Weg bleiben. Keine Abkehr. Moosbett. Schlafwagengeplänkel. Auf den fahrenden Zug springen. Posaunen­getöse. Gesellschaft suchen. Schreibprozess. Angeklagter Dichter. Staatsanwälte fordern Verbrennung der Werke. Abgehackte Hand. Keine Fingerübung mehr möglich. Richter­spruch lautet auf Zwangshaft. Keine Verkrampfung mehr, teurer Meister. Decrescendo. Takt 190. Beginnender Konformismus. Primarstufe. Zahnräder der Geschichtsmaschine. Selbstlauf. Ineinandergreifen. 198 Jahre. Takt 198. C, Es. Zäsur. Abendgebet. Drei Briefe geschrieben. Laufbote eines Evangelisten. Meldung machen. Ereignislosigkeit. Gehetzt für das Nichts. 4-Takt-Pause. Wieder Motorengeräusche. Mahnmal Bushalte­stelle. Immer ohne Euch abgefahren, großer Meister. Rotlichtbezirk. Dicke Tante mit Fe­derboa. Hautwülste kommen entgegen. Werbung. Herrschaftshäuser. Russische Buch­stabensuppe. Den Kopf zum Türspalt rausstrecken, großer Meister. Keine Gefahr mehr. Oder doch? Adagio molto. Takt 6. Achtklang. Schwarzes Gewand. Den Landpfarrer ge­spielt. Lange Nacht. Wieder Schlafstörungen, großer Meister. Vier. Quadrat. Halbierung. Erregtheit. Vierundsechzigstelmentalität. Pension In Aussicht. Langes Ausruhen. Keith Jarret imitiert. Bitteres Epigonentum. Schon Weltruhm zu Lebzeiten. Der. Nahtlose Kommunikation. Rein ins Internet. Überall dabei sein, großer Meister. Ja nichts versäu­men. Kontaktscheue. Scheue keine Mühen. Müdigkeit. Laudanum heute. Millionenpro­duktion. Synapsenirrtum. Friede den Gerächten. Hab-Acht-Stellung. Takt 75.

Wieder Quadratwurzel. Übergebühr gerechnet, großer Meister. Wettkampfstätte Notenpult. Tril­ler. Genialität. Adoptivkämpfe. Nein, kein Kind mehr. Elementarschule. Traditionsbe­wusstsein. Ausbruch, großer Meister? Schule der Vergangenheit. Lebensfreude. Aus­strahlung. Chuzpe. Lockenhaar. Hirnkrausel. Alles geht nach außen. Wieder Synapsen. Diesmal Synapsentriumph. Transmittersperre. Finale. Prestissimo. Formel Eins, großer Meister. Rennsport. Tausendfache Begeisterung. Fahren im Kreis herum. Immer wieder im Kreis. Triumph der Geschwindigkeit. Viertaktvierundsechzigstel. Kompositorische Richtung gewiesen. Lebenslange Begeisterung, Herr Komponist. Ohne Auftrag begon­nen. Einfach aus Eingebung? Etwa Langeweile gehabt? Spielzeugsammlung. Minipia­nos. Telefontastatur. Fernmündliche Verständigung. Immer nur auf die Knöpfe drücken. Ganze Welt erreichbar. Mit nichts als einem Knopfdruck. Jeder mit jedem. Letzte Oasen sind rar. Aussterben des Briefeschreibens, großer Meister. Halten, einfach nur halten. Oder besser: Langsam zurücknehmen. Den Stift beiseite legen. Wieder Kraft schöpfen. Für morgen.

No 6
Ergebenster Meister. Euer sechstes Werk. F Dur. Freiheit, großer Meister. Großge­schrieben im wahrsten Sinne des Wortes. Wohl dem, der in ihren Genuss kommt. Wart Ihr frei, großer Meister? So frei wie ein Vogel? Nicht vogelfrei. Ein Freivogel? Gabt Ihr Eure Kompositionen frei für den Abschuss? Freiheit! Ja, des Menschen höchstes Gut. Schlagwort zahlreicher Revolutionen. Doch keine Revolutionssonate von Euch, großer Meister. Warum nicht? Gab es zu Eurer Zeit noch keine sanften Revolutionen? Inzwi­schen gibt es sie, großer Meister. Bestimmt hättet Ihr 1989 eingewilligt. Oktavdreiklänge. Takt 24. Dreiklangsoktaven. Der Mathematik einen Streich gespielt. Keine Streiche mehr. Streicher. Wie hieltet Ihr es mit der Geige, großer Meister? Der Bratsche? Dem Cello? Dem Kontrabass? Konntet Ihr den Bogen halten? Oder machtet Ihr einen Bogen? Um die Streiche? Habt Ihr auch die Geige an die Wand gehängt? Streichspielendes Decre­scendo. Kommt Zeit, kommt Alter. Kommt Alter, geht Jugend. Geht Jugend, gehen die Streiche. Streichzeitalter. Heute synthetisiert, großer Meister. Elektronische Konserve schafft Arbeitslosigkeit. Triller. Thriller. Thrill. Spannung. Gestreicheltes Klavier. Span­nungseinheiten. Streichel. Geniestreich. Genie und Wahnsinn. Wo verbarg sich der Eure, großer Meister? Hattet Ihr ihn stets im Zaum? Hegtet Ihr eine rigorose Abneigung gegen ihn? Gebet eines Dilettanten. Zuschauer vollkommen erbost. Friedensmusik. Homo ludens. Takt 77. Beginn der Oktavsprünge. Sechzehntel Pingpong. Klick-Klack. Weiße Worte am runden Tisch. Septische Sprechblasen. Anflug von Komik. Verzeiht, großer Meister. Muß manchmal lachen über Euch. Wider dem Ernst. Takt 95. Bassliche Genügsamkeiten. Genugtuung. Den Sprung geschafft. Pianissimo. Kurzes Verweilen auf dem Achtungsdeck. Ich Seemann. Übergebe mich in Euer Herz. Ansteigender Puls. Kaffeemissbrauch heute. Zartes Tastenklopfen. Zärtlichstes Tastenklopfen. Durch den Türspalt schauen. Zärtlichst durch den Türspalt schauen. Kompositorischer Voyeu­rismus. Ohne jede Absicht, versteht sich. Nur um des Schauens willen. Um des leisen Schauens willen. Wiederkehr. Heimkehr. Umkehr. Umkehrung? Extreme Normalität. Noten­gehorsam. Interpretationen auf Tonträgern. Nur das Werk, großer Meister. Losge­löst vom Interpreten. Ein Mensch, ein Ding. Ein Ding ohne Mensch. Für ein Ding. Für Menschen. Bereits beginnendes Aussterben des Plattenspielers, großer Meister. CD-Rom-Welt heute. Euer ganzes Werk auf Mikrochip. Platinengespeichert. Größe einer Note, großer Meister.

Stellt Euch das I vor. Die echte None. Alles Werk auf einem I, teu­rer Meister. Was wird noch kommen? Irrationalismus. Ohne Existenz schon Ahnung ge­habt. Unfähigkeit des Erkennens objektiver Realität. Das Werk. Eine Note. Überbevöl­kerung. Höchste Wissenschaft endet im kompletten Irrsinn, großer Meister. Vorschub hehrer Motive. Alles nur für den Menschen. Die Macht der Dinge. Hattet Ihr noch die Macht über Eure Notenfeder, großer Meister? Wart Ihr vom Klavier besessen? Oder be­setzte es Euch schon? Wart Ihr nicht Sklave Eures Instrumentes? Grad der Beherr­schung, der Herrschaft. Das Wandern auf dem Grat. Schon eine Perversion? Transposi­tion. Besitzergriffenheit. Nicht Ergriffen sein vom Besitz. Das Ding ergreifen. Begreifen. Ergreifnis. Hörtet Ihr niemals die Worte „ergreift ihn“, teurer Meister? Habt Ihr immer Euer Ding ergriffen? Ja, die Wiederholung. Verdoppelung von hundertfünfzig Fakten. Massivi­tät von hundertfünfzig Fakten. Alles eine große Massivität. Jeder Takt ein Fakt. Dreihun­dert Tatsachen. Tatbestände. Als Gesamtstrafe wird auf ein ewiges Leuchten am Ster­nenhimmel plädiert. Nimmerermüdendes Strafmaß. Fingerübungen im Überschall. Überallschall. Überallschallung. Verwirklichung ungreifbarer Raserei. Papierhetze. Götter­geflüster. Verteilung der Plätze hinter vorgehaltener Hand. Zeitgemässlosigkeit. Verdünnungsprinzip. Alles ein großes Ave Maria. Zu Gott hinaufgeschaut. Zu Gott hinauf­geschrieben. Zu Gott hinaufkomponiert. Ein zu Gott Hinaufkompositieren. Ein kompositorisches Perpetuum Mobile. Kein Retardierendes Moment. Rücknahme der Asche auf dem Komponistenhaupt. So aus dem Staub gemacht.

No 7
Ergebenster Meister. Euer siebtes Werk. Die sieben Weltwunder. Dachtet Ihr jemals daran, das Achte zu sein? Inzwischen befasst sich die ganze Welt mit Eurem Werk, gro­ßer Meister. Wunder genug. Ich sehe Euch: Ein Kopf, zwei Hände, eine Feder. Ein Blatt Papier. Und die Seele, teurer Meister. D Dur. Dank‘ Euch dafür. Zu Eurem Presto den Galopp reiten. Eine Jagd veranstalten. Die Hunde loslassen auf Euer Notenwild. Doch bin ich kein Rittmeister. Und die Klassiker werden rar. Ihr Lebensraum wird immer knap­per, großer Meister. Vorausschau. Der Wechsel in Moll. Takt 23. Zu leichte Achtel, um zu trauern? Sah Füchse die Straße überqueren. Bin nie einem Wolf begegnet. Bin selbst ein Wolf. Geselle mich zum Rudel jeden Tag. Reiße aus. Suche nach Fleisch, das glück­lich macht. Verzehre den Tag. Ernähre mich von der Zeit. Bin ein Zeitwolf geworden. Ticktack macht die Uhr. Ist es schon Zeit fort zu gehen, großer Meister? Liebe das Ver­steckspiel. Bin Suchender und Gesuchter. Hocke in meinem Bau. Igle mich ein beizeiten. Verbrenne mein Wolfskostüm. Suche Euch im Rauch, großer Meister. Dominant­septakkord. Septische Sieben. Septemberregen. Warme Tropfen, die vom Himmel fal­len. Möchte nackt sein auf dem großen Platz. Beschauert werden von Euren Himmelsträ­nen. Ergossen auf Basalt. Sehne mich nach dem Fuchs, der als Anhalter auf der Straße steht. Takt 132. Modulation. Modalität. Art und Weise. Artig und doch weise? Kunst und Lied. Liederkunst. Schubertsche Impressionen. An Euch orientiert, großer Meister. Das Largo. Morgennebel. Erwachen der Tiere im Wald. Liebliche Langsamkeit. Zeitlupen­crescendo. Alles Tempo im zarten Bogen. Die Sonne geht auf. Immer noch jeden Tag, großer Meister. Langsam durchflutet das Licht die Bäume. Wo sind die Riesen mit ihrer sympathischen Unbeholfenheit? Kein Poltern zu hören. Da, Takt 31. Vorsichtig strecken die Bewohner ihre Köpfe zum Fenster hinaus. Warnschreie der Vögel. Ein langer Zug nach Süden. Takt 65. Rollende Köpfe. Immer noch gibt es die Todesstrafe, großer Mei­ster. Erst vorige Woche eine Massenexekution. Nichts dazu gelernt, die Herrschaften. Das Ende des Lallens. Herr, erhöre sie nicht. Menuetto. Duplizität. Simplizissimus. Be­grüßung. Ehrverletzung. Keine Schande den Toten. Gleich wem? Leichtes Trio. Mens sana in corpore sano? In corpore Sanatorium? Geisteskranke in gesunden Körpern. Mentale Reduktion. Zigaret­ten sammeln für die Jungfrau Maria. Dreiklangdimension. Habemus Gaudium. Spötter­dämmerung. Triola non nocet. Hundertsiebzehnmal gespuckt, großer Meister. Einmal zu viel? Bildlichkeit.

Putzkolonne. Kein Lachen. Geh-Du-r. Rondo. Munchs Schrei. Toten­masken rufen an. Wenigstens das eine mal. Habe verstanden, großer Meister. Bitte. Achtungserfolg. Achtungsverfolgung. Keine Verzählung. Takt für Takt. Nordische Schreckensherrschaft. Beim Odin. Geruch fauliger Fische. Takt 35. Diskussion. Es. Dis. Kuss. Ion. Grüße auch an Herrn Keppler, großer Meister. Und Galilei auch rehabilitiert inzwischen. Takt 64. Linkische Querulanz. Zauderhaftes Geplänkel. Zauberhafte Flut. Dem Zauber verhaftet. Zellenzauber. Zellstoffzauberei. Tempo, großer Meister. Presto. Expresto. Tempo ex verbis. Kundschaft, großer Meister. Bitte die Türen öffnen. Obliga­torischer Obulus. Lange Unterhosen. Winterfest gemacht. Kanon. Kanone. Kanonier gewesen. Konfetti produziert. Takt 98. Quirligkeit. Durchlaviert. Große Wäsche, großer Meister. Kleine Trommel, kleiner Meister. Den Stein geklopft. Haushälterinnenwitz. Geht gut. Kommt besser. Bleibt am besten. Kinderzoo. Tierwelt aus Plastik. Wird gestöpselt. Lage für Lage. Mittlere Lage. Obere Lage. Unteres Gelage. Takt 111. Salto postmortale. Briefmarkensammelsurium. Hindemith ausverkauft. Kein Genialitätenrabatt mehr, großer Meister. Den Duft löschen. Später dann Odium an die Freude. Ab.

No 8
Ergebenster Meister. Euer achtes Werk. Die große Pathétique. Die schweren C-Moll Ak­korde. Schon ein Kreuz mit dem Pathos. Die ausladenden Gesten. Die tiefen Stimmen. Mach mal halblang, Kleiner. Ich hör‘ wohl nicht richtig. Ja, ja, was Leiden schafft. Erha­benes Soll. Vermutlich eine große Feier mit Fürst Lichnowsky. Ausgedrückte Zigaretten­stummel. Worte lügen nie, großer Meister. Takt 5. Fast schon kriminell, großer Meister. Übersteigkommando. Schwermütige Feierlichkeit. Einladende Ausladung. Keinladung. Klagemauerschützen. Schrottladung. Entwarnung. Ex nota veritas. Kugelhagel. Akkorda­les Konglomerat. Mitgliederversammlung. Antennen montiert. Kummerland gen Süd ver­bannt. Takt 11. Schon wieder fährt die Feuerwehr vorbei. Brandmeister Loderer. beißt in sein Sandwich. Tomate quillt aus dem Mund. Schreibe kein Kinderbuch. Immer hungrig. Nie satt. Mutter Courage genießt derweil ihren Wohlstand. Erbfaktor Piano. Platz da, Regen! Traufschein. Gerangel beim Opernball. Klassiksyndikat. Plappermaul. Ich. Scheibe für Scheibe. Geschnitten. Am Stück erprobt. Hip-Hop, großer Meister. Nach­fahre des Bebop. Attacke. Immer wieder Attacke. Motorradgangs, teurer Meister. Gen Westen, die Wonne putzen. Easy Rider. Kein Schütteln mehr beim Galopp. Kein Gerin­gerer. Gravitationslehre. Schwermut der Dinge. Bin entsetzt, großer Meister. Physikali­sche Mangelhaftigkeit. Hand in Hand. Stutzen. Reiz vorüber. Keine Geheimnisse mehr. Finde neue Harmoniefolgen. Liebe auf Schuhsohlen verbannt. Absatz garantiert Erotik. Euer Adagio, großer Meister. Singend. Trällernd. Kein Lied mehr. Zeit der Langsamkeit. Kontemplatives Verweilen. Wogenrauschen. Keine Brandung mehr. Kollegialität ohne Hintergedanken. Möglichkeit, großer Meister. Hypothese. Kein Hypothenusenquadrat. Schädelbasisfraktion. Keinen Preis erhalten, großer Meister. Möchte mehr hören. Ster­ben des Mentors. Sehne mich nach Schattenwachstum. Bin maskiert. Für Elite. Verzeiht, großer Meister. Habe kein As im Ärmel. Zu hoch gepokert. Summa summarum. Sine laude. Ausreichend. Pianissimo. Getarnte Eitelkeit. Hinter Rosen versteckt. Notenstich. Dornengeflüster. Keine Taktlosigkeiten zu Papier gebracht, großer Meister. Takt 58. Große Sprünge gemacht. Schwarzflug. Alles schwarz. Keine Weißheit mehr. Farben­lehre. Idiom. Geisterstunde. Felder abgegrast. In Hoffnung neuer Ernte. Legalitätsprinzip. Linientreue, Herr Komponist. Bis zum Exzess. Summenklammer. Schlußakkord. Stanz­maschine. Rot gesehen, teurer Meister. Rekorde gebrochen. Rondo. Keine Blasen mehr an den Fingern. Habe Besenführung gelernt, großer Meister. Wieder Allegro. Rückkehr zu Papa Moll. Apothekentüre auf und zu. Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Grippen kom­men in Wellen. Keine Epidemie mehr. Nordschweiz im Ergriffen begriffen. Melissenkon­zentrat. Jugendstilchemie. Zeit gründen, großer Meister. Florales Tablettendekor. Muß i denn, großer Meister. Takt 11. Triller. Pfeifkonzert. Ilse Werner schon tot. Takt 22. Tauto­logische Dynamik. Fahrraddemonstration, großer Meister. Freiherrenmaschine. Wieder Beschleunigung. Gehwagen erfunden, großer Meister. Fortschritte in der Physiotherapie. Immer noch Hand auflegen. Nimmersatte, nimmermüde, abergläubische Ausbeuter und Ausgebeutete. Takt 46. Erste Dreiklangsumkehrung. Gebot, großer Meister? Deka­logamnesie. Minutenlanges Abdriften. Zusammensuchen. Hirnmasse klebt. Also, großer Meister. Takt 108. Siehe Mozart, Sonate in G Dur. Takt 116. Schluss damit. Endlich mit Wasser gekocht. Immer diese Sahnesoßen. Abgesang an die Wissenschaft. Gebohrt. Fortissimo gebohrt. Champagnerflaschen nach Promotionsfeier unter dem Bett verstaut. Beweismittel kommenden Wohlstandes. Wieder mal ein Summa gemacht. Takt 200. Mercedes, Pietro Mennea, Carl Lewis, Audi. Ja, ich höre, großer Meister. Four in one. Verdoppelt, vervierfacht, zugeschnürt, abgeschickt. Schlussakkord. Doppel C, Doppel As, Doppelfehler. Vier um eins. Alles fünf. Es.

No 9
Ergebenster Meister. Euer neuntes Werk. Schon ein Stiefkind. Um den Neffen bemüht gewesen. Man traute Euch die Obhut nicht zu. Spürbarkeit bei Euch. Hölderlin nimmt Abschied von Frankfurt. Ach, wir kennen uns wenig. Der Friederich, der Friederich, war als Poet auch Wüterich. Ja, großer Meister, wir können uns nur noch vom Hören kennen. Nehme nicht an, dass Ihr mich beobachtet, von dort oben aus. Wart Ihr der Nebel, der heut‘ Morgen über dem See lag? Genauer: Ihr könnt mich gar nicht kennen. Bin immer versteckt. Setze meinen Fuß selten vor die Tore der Stadt. Bin zahm geworden. Habe Angst vor den großen Straßen bekommen. Gehe gern zu Fuß. Bewege mich im konzen­trischen Kreis. Schätze den Gang. Habe ihn zu schätzen gelernt. Lasse Augen und Oh­ren zum Vehikel werden. Schock schwere Noten. Technik überrollt alles. Forschung steigt die Achttausender hoch. Den Zivilisationsgipfeln entgegen. Endprodukte schubsen den Menschen schneller herab als je zuvor. Ja, ich weiß: Die lebensverlängernden Maß­nahmen. Jetzt AIDS die große Seuche, teurer Meister. Risikogruppen der Jahrtau­sendwende. Tribut der sexuellen Revolution? Überhaupt stattgefunden? Ja, großer Mei­ster, freie Fahrt für den Geschlechtsverkehr. Epikuräer der Libido. Sexus, Großer Mei­ster. Genitalienrabbatt. Takte 1, 4, 12 17. Züge fahren im Gleichtakt. Alle zwanzig Minu­ten ein crescendo am Bahndamm. Vier Kreuzzeichen an einer Kreuzung. Schwer für die Alten. Einbahnstraßendynamik. Klassenkampfreduktion. Formalistisches Kasperltheater. Intendantengerangel. Viel Blutvergießen. Die Blumen vergossen. Die Blumen mit Blut gießen. Freitag. Keine Zeit auszubrechen. Kuckucksnest. Pianissimo, großer Meister. Den Chip im Kopf. Den Paprikachip zum Abführen. Nicht abfahren, großer Meister. Im­mer mit der Ruhe. Dreiklangshalluzinationen. Lange Haltebögen. Arkadeneinzug. Glücksritter streiten bei der Stadtrundfahrt. Alles nur Rundgang hier. Huss sei dank. Euer Ostinato, großer Meister. Wummernde Bässe. Schenke Euch gerne Berlin. Schenke Euch auch München und Augsburg. Schenke Euch Frankfurt und Hamburg. Schenke Euch gerne auch Paris und London. Aber, großer Meister: Lasst mir meine Provinz. Auch die bäuerliche Provenienz. Und das letzte Feld. Das Planquadrat W 19. Stille Enteig­nung, großer Meister. Katasterperversion. Feuerversicherung. Alles in Sicherheit bringen. Nur die eine Kiste, großer Meister. Wie schleppen, großer Meister? Nochmalige Reduk­tion? So wie in Takt 104? Von unten den Flammen entgegen? Allegretto. Mollige Wärme im Moment.

Autonomiegedanke. Bin Lohnsklave, großer Meister. Fünfter Akt. Zwölf Töne. Takt 5, Ton 12. Takt 12, Ton 5. Takt 17. Gehen, immer wieder gehen. Immer den selben Weg, großer Meister. Dissonantes Mittelmaß. Oh komm, Schule, komm. Ankün­digung einer Rechtfertigung. Äußerlichkeiten. Stehe nackt vor dem Spiegel. Vor zwanzig Spiegeln, großer Meister. Schenke Euch auch das Genie, wenn Ihr es wollt. Und dazu den Wahnsinn. Nehmt alles, aber lasst mir in Gottes Namen die ELISE. Nur dieses kleine Stückchen. Coda: Und das Wasser. Rondo: Mein Wasser, großer Meister. Im Allegro den Hahn raus. Also keine Spitzfindigkeiten mehr. Oktavstaccato. Treppauf, treppab. Den Lauch zum Sellerie gemacht, großer Meister. Knolliger Takt 34. Jahresrückblick wie gehabt. Sterben, Gebären, Skandale, Kriege, Wahlen, etc. Noch ein unbedeutendes Schicksal zum Renommieren. Modulationseinrad. Den Sarkasmus beschneiden. Die Iro­nie in den Saal schicken. Die Zyniker zwangsverheiraten. Gegebenenfalls mit Prali­nenentzug drohen. Den Stoikern Techno verschreiben. Die Despektierlichen respektie­ren. Habemus pacem, großer Meister. Takt 86. Aha. Aha. Aha. Aha. Nonifizieren, großer Meister. Nicht dezimieren. Notfalls elfimieren oder zwölfimieren. Dann reicht’s aber. Postpanoptikum Guckkastenphilosophie. D-Mark-Strip. Ski und Rodel gut, großer Mei­ster. Särge auf Särgen. Alles einsargen? Die Kiste randvoll packen. Ab ins Himmelreich. Wann sind wir endlich da? Wie lange dauert’s noch? Wo sind wir jetzt? Im Aufstieg be­griffen, mein Kleiner. Begreife den Aufstieg. Die Noten mit Ihren Nöthen. Takt 127, 128. Danke für dieses großzügige Lächeln, großer Meister. Packpapierrollen. Josefa von Brauns Tagebuch. Leise einen großen Schluck davon nehmen. Gut verdauen. Das Öl abfließen lassen. Bigotterie. Alles nachträllern. Auch mal den Papagei spielen, großer Meister. Setzt Energien frei. Klaviatur aufgemacht. Immer wieder. Geh du alter Esel hole Fische. Fritz brachte Esther Astern des Gesandten. Ja wirklich, großer Meister, schon fast wieder ein Schnellschuss. Viel Glück beim nächsten Anlauf. Vielleicht klappt’s ja diesmal besser. Also dann. Immer weiter so. Bis bald.

No 10
Ergebenster Meister. Euer zehntes Werk. Heine lernt gerade Laufen, und hat die Blei­stifte seines Vaters zerbrochen. Der Schelm! G-Du(nu)r. Jahreswechsel. Zeit hatte Ge­burtstag. Ist auch nicht mehr die Jüngste. Allegro inzwischen Autotypenbezeichnung, großer Meister. Schneekleid auf den Obstbäumen. Kleine Runde, großer Meister. Letz­tes Werk abgedreht. Zapfhahnen versiegt. Neue Quelle entdeckt. Schöpfungslöffel. Die Nudeln andante, bitte. Bahnhofstoiletten. Uringestank crescendo, großer Meister. Takt 32. Terzenabgang. Terzenabgesang. Buckelrunterrutschende Terzen. Bitte keine Belei­digungen. Erhalte wieder mal Post aus Nürnberg, großer Meister. Offizielles Schreiben. Lebensunterhalt wieder mal nicht gesichert. Kein Aufatmen in Sicht. Beginne das Umfeld zu stören mit meiner Arbeit. Fünfundzwanzig Jahre war Ruhe im Haus. Und jetzt kom­men die. Und diese Disziplinlosigkeit. Immer noch nicht den preußischen Drill verinner­licht. Schwarz, weiß, rot. Der Adler ist wieder mal gelandet. Fortan Tacheles, großer Mei­ster. Fettnapfkonglomerat. In Bonn, da stand ein Bundeshaus, großer Meister. Jetzt ma­chen wir ein Puff daraus. Wir sind wieder wer, großer Meister. Der Adler kann endlich wieder richtig kotzen. Keine Trübsal mehr. Schluß mit dem Lamento. Auf zu Takt 82. Geläufigkeitszucht, großer Meister. Nicht auf die Interpreten achten. Augen zu und durch. Das gefällt. Tirili, tirila. Beamtenstatus verpasst, großer Meister. Mitgliedskarte der Bohème verschenkt. Bekomme Mittelohrentzündung beim Studium Eures Werkes. Schnell noch ein Antibiotika. Takt 98. Ende der Autobahn. Langsam das Tempo dros­seln. Hemiparese, großer Meister. Josefa von Braun verliert ihr Hörrohr. Wieder nichts. Akustische Tantalusqualen. Auf zwei zählen. Schon wieder verzählt. Praktikabilitäts­gedanke. Vernichtende Dichtung. Zweiunddreißigstel Ambrosia. Takt 107. Schamlosig­keit. Kurzes Erlebnis. Hat dreißig Glas Sekt getrunken, großer Meister. Und alles bei sich behalten. Ach, hätt‘ ich weniger Zeit. Muss denken nach jedem Satz. Bin Zeuge gewesen beim Kampftrinken, großer Meister. Jedes Wort zuviel. Intellekt hat Nebelschlussleuchte verloren. Langsames Hinsteuern auf den Zusammenbruch. Alle Vorfahrtszeichen miß­achtet. Terzentreppab. Den Kampftrinkern das Horn aufsetzen, großer Meister? Die neunzigprozentige Mischung warm reden? Habe Abschied genommen von diesen Ex­zessen. Fülle die Ruhe mit Eurem Werk. Muss aber zwischendrin wieder mal die BEATLES hören. Sonst wird’s zuviel, großer Meister. Gegen den Punkt. Das Anschrei­ben gegen den Punkt. Bekomme Kinderpost zum neuen Jahr. Kinderpost von Erwach­senen. Bin Abel und wieder Abel. Schere: Andante. Kinderstaccato. Baum rauf, Baum runter. Keine Bäume mehr auf dem Feld. Möchte tagsüber träumen, nachts wachen. Wieder zuviel Schlaf, großer Meister. Schaue den Fluss hinunter. Takt 65. Beide Ufer voller Boote. Keine Anlegepause in Sicht. Weidling, großer Meister. Gleitender Einbruch. Scherzo zieht mich in den Strudel. Habe das Boot gefunden. Gleite, ohne einzubrechen. Klopfe sachte an die Türen der Fischer. Lalle nicht bei der Begrüßung. Lerne Zeichen zu verstehen, großer Meister. Gebe dem Schritt sein Legato. Dem Computer sein Legato. Firmament. Zahllose Sterne. Reihe mich ein in die Gesellschaft der Kapitulanten. Luzi­fers Luziden. Teufel vom Licht. Ewiges Mahnmal. Gebt dem Bettler, was des Bettlers ist. In die Luft gepustet. Heiliger Bimbam. Höre keine Glocken mehr am Sonntag. Höre sie werktags. Adaptiere Eure Triolen, großer Meister. Telefonklingeln bringt ich, du, er, sie, es durcheinander. Habe ein Glas Sekt getrunken. Habe nichts davon bei mir behalten, großer Meister. Habe alles abgegeben auf dem Friedhof. Bin kein Leichenwäscher ge­worden. War nie Pathologe. Habe auch keinen Röntgenblick. Aber habe Radiatoren ver­kauft, großer Meister. Tirili, tirila. Muss jetzt schnell ein Brot essen, bis gleich.

No 11
Ergebenster Meister. Euer elftes Werk. Höre schon das Gelächter der Musikwissen­schaftler. Muss jetzt Euer Notenbild verlassen, großer Meister. Bin Ratte auf dem sinken­den Schiff. Verzeiht, teurer Meister. Halte mich an den Tonträger. Erliege der Technik. Wenn Herr Gulda nicht wäre… Will nicht aufgeben. Habe diese Aufgabe. Assoziiere jetzt frei zu Eurer Musik. War auf der Schule, die Euren Namen trägt. Bin tausendmal an Eu­rem Namenszug vorbeigelaufen. Habe mir nie Eure Lebensdaten gemerkt. Was sind schon Zahlen, großer Meister? War Primus unter Eurem Namen. Stand als Kind unter Eurer Obhut. Im Lesen und Schreiben muss er sich noch mehr Mühe geben. Ja, und das Verhalten und Betragen. Musste oft in der Ecke stehen. Lernte den Gehorsam und die Disziplin. Rattenfänger. Westfälischer Bauernschinken. Auch schon ein Vierteljahr­hundert her, großer Meister. Atlantengestöber. Planquadrat. Lerne immer noch Lesen, Schreiben und Rechnen, großer Meister. Übe Disziplin im Trinken. Bin abstinent gewor­den. Zum Langschläfer mutiert. Morgenstund’ hat Traum im Mund, großer Meister. Bin Bildersammler geworden. Habe Klebehefte mit Kritzelbüchern vertauscht. Wappne mich. Für bildlose Zeiten. Werde Faulpelz genannt. Arbeite nichts. Bin ineffektiv. Liege dem Staat auf dem Geldbeutel. Könnte mich schon berenten lassen. Spüre, wie auch meine Zeit vergeht. Takt um Takt. Spreche mit Geisterstimmen. Streite mit mir selber. Kuni­gunde in aller Munde. Strohsäcke werden knapp. Stehe am Bahnsteig, und sehe Züge vorbeifahren. Habe keine Notbremse in der Hand. Bin Lokführer meines eigenen Zuges geworden. Bummle durch die Dörfer. Halte überall an. Bin Schaffner ohne Billet. Bin Dorfbummler. Suche Signale. Bin Denkvirtuose geworden. Ja, bei der Konzertprobe, da war Tischtennisspielen. Das kann man doch nicht machen. Doch, man kann, großer Mei­ster. Spüre Gefahren, großer Meister. Muss Licht ins Dunkel meiner selbst bringen. Ge­danken zu Papier tragen. Virtuosität wird simplifiziert. Alles Übel ist ein Denken. Alles Denken ist kein Übel. Tirili, Tirila. Takt 1800. Die Jahrhundertwende durchkomponiert. Gedanken nehmen Form an. Gestaltung ist kein Gespenst mehr. Höre kein Rauschen. Nichts rauscht mehr, großer Meister. Habe den Rausch getauscht. Tauschte den Rausch gegen die Täuschung. Bin getäuscht im Pianissimo-Rausch. Hab‘-Ohnmacht-Stellung. Verwerfe Briefe an die Gottväter. Amüsiere mich an Heine’s hebräischen Schriften. Ma­che sie zur Medizin. Bin ohne Konfession, großer Meister. Spüre ein Schneegestöber in mir. Das aufzuhalten.

Ich möchte Spuren sehen. Spuren finden. Von großen Angriffen. Da zuletzt. Tirili, tirila. Suche das Schneegestöber. Bin gedämpft in Leidenschaft. Mußte Orgel suchen. Habe Orgel gefunden. Rede mit Klassikern. Mache Scherze über den Tod. Schicke ihn täglich zum Teufel. Nicht lustig machen, großer Meister. Habe nach Kupfer geschürft. Auf den Plantagen der Drahtzieher. Aluminium geerntet. Euer Wams aus Samt und Seide. Gebrauchsanleitung für Druckknöpfe. Tirili, tirila. Werde Romanti­ker genannt. Bin Psychosis entronnen. Habe Kuckucksnester überflogen. Den Chip im Kopf behalten. Habe gefleht. Bin geflohen. Habe den Fluch in die Flucht geschlagen. Kodinamodem. Kasundentristerklang. Domäne des Irrationalismus, großer Meister. Habe mich nicht mehr wieder gefunden. In versteckten Werken Eurer Brüder. Doch, großer Meister. Schreibe keine Kryptichen mehr. Sperre mich selbst ein. Habe nicht abge­schlossen. Habe offene Türen für jedermann. Verbrenne keine Werke mehr, großer Mei­ster. Nein, das muss nicht mehr sein. Bin Pyroegoist gewesen. Habe mir selbst zehn Jahre gestohlen. Verbrenne auch keine Photos mehr. War nackt vor dem Herrn und sei­ner Frau. Oh Herr, verhöre uns nicht mehr, und tilge Deine eigenen Schulden. Nimm die Gläubiger ins Verhör, und entreiß ihnen die Schuldner. Ordungsstrenge. Hüter der Ge­setze. Werde immer noch als Kavalier entlarvt. Bin summa summarum immer noch Stu­dent der Schlafwissenschaften. Habe jetzt endlich ein eigenes Bett. Fühle mich gesund. Überspringe Euer Menuett, großer Meister. Ordnungshalber werf ich ein. Bitteschön nicht böse sein. Will die Kraft der Ruhe spüren. Statt mich im Rondo zu verlieren. Kann nim­mermehr die Hand Euch geben. Zum Danke für der Muse Leben. Getrennte Türen of­fenbar. Doch, großer Meister, Haar um Haar. Wird auch mein Schopf einmal ergrauen. Darin leg‘ ich großes Vertrauen. Muß nun dem End‘ entgegen eilen. Will kurz bei As-Dur noch verweilen. Wag‘ noch mal den Kommentar. Statt B schon As wär‘ wunderbar. Leit‘ hin jetzt plump zur nächsten Seite. Wo Fürst Lichnowsky’s volle Breite. Die Nummer zwölf erhöret hat. Andante con an Eides statt. Verabschiede mich. Bis morgen. Ade.

No 12
Ergebenster Meister. Euer zwölftes Werk. Wiederum Taktlosigkeiten an Fürst Lichnowsky. Aufgewacht im neuen Jahrhundert. Und es war wieder nur ein Montag. Nichts als ein Montag. Womöglich hat es auch noch geregnet. Verändert hat sich jeden­falls nichts. Realität bleibt weiter Fiktion. Fiktion bleibt weiter Realität. Alle Elemente bil­den eine Gruppe, großer Meister. Die Blöcke werden zunehmend logischer. Ein Kreis ist ein Kreis. Ein Dreieck ist ein Dreieck. Ein Quadrat ist ein Quadrat. Und alles ist in allem. Die Drehbank wird erfunden. Und ein Gewinde ist immer noch ein Gewinde. Die Kraft der Schraube. Ihro Meister haben den Schwierigkeitsgrad angehoben. Das Dreieck ist im Kreis, ist im Quadrat, ist in der Schraube, ist in der Anziehung. Die Anziehung ist die Macht der Schraube. Tiritiritirili, tiritiritirila. Wie hieltet Ihr’s mit dem Schachspiel, großer Meister? Wart Ihr auch so lausig darin? Waren auch für Euch Taktik und Strategie Fremdwörter? Ein Hauptdarsteller vergisst, seine Kleidung zu wechseln. Immer noch spielt das Theater das Leben. Und immer noch ist das Leben ein Theater. Ich drehe mich um. Oh, großer Meister. Habe den Wahnsinn kennen gelernt. Werde immer noch heimgesucht von kleinen Attacken. Halluziniere vor mich hin dann. Klammere mich an das Prinzip Hoffnung. Erhebe das Leben zum höchsten Gut. Ja, es geht immer wieder vorbei. Habe den Selbstmord verworfen als die Freiheit. Werfe das Kribbeln in mir in den Fluss. Lasse es gut sein mit todesmutigen Experimenten. Habe den kleinen Tod einer Zigarette lieben gelernt. Stehe wieder ganz am Anfang. Muss Schritt für Schritt wieder gehen lernen. Nehme Euch als Krückstock, großer Meister. Führe den Geist spazieren. Durch die Landschaften der großen Genies. Will immer fortlaufen. Bin ein Flüchtiger ge­worden. Pfeife die Gedanken zurück. Schärfe die Schere im Kopf an Eurem Werk, gro­ßer Meister. Und immer wieder denken: Gedacht ist schließlich gedacht. Kann das nicht alles mitteilen. Muss Geheimnisse vor Euch haben, großer Meister. Komme in ein Tal. Kann wieder besser atmen. Luft wird so schnell dünn auf den Dichterbergen. Schnürt einem die Gehirnkehle zu. Tanke jetzt Wärme an Eurem behäbigen Bass. Sehe ein Gasthaus zweiter Variation vor mir. Mag keine Komponistenschweine essen, deren Fleisch nicht koscher ist. Bestelle dennoch einen Wurstsalat. Als dritte Variation ein Glas Apfelsaft. Gute Ernährung ist teuer geworden, großer Meister. Variation 4: Der Geldbeu­tel leert sich wieder. Bin nicht mehr kreditwürdig. Wieder Bier zapfen, großer Meister? Scherzo? Bin kein Berufskomiker. Habe dennoch Achtungserfolge. Ja, das Lachen, gro­ßer Meister. Nie darf man es verlieren. Genauso wenig verschwenden. Höre noch die Fragen. Wer bist Du? Was willst Du? Mache den Tag zum Sklaven. Spüre wieder Synapsen­verhärtung. Muss neues Transmitteröl holen. Besprechungen finden keine statt. Wer war das? Wer war das Kind in Euch? Nehme Abschied von meiner Kindheit. Eure Marcia verrät Schwermut, großer Meister. Trauermarsch. War Fürst Lichnowsky wieder mal böse mit Euch? Habt Ihr zu intensiv mit seiner Gemahlin geflirtet? Habe keine Schüler. Bin kein Lehrer geworden. Bin Schüler geblieben. Habe tote Lehrer. Kenne mich aus mit Streichholzschachteln. Habe verstanden, großer Meister. Gehorche mir selber nun. Und den Stimmen der Toten. Nach der Depression wieder aufstehen. Und immer wieder. Und immer wieder. Ein ganzes Leben lang. Und noch viel länger. Treffe mit dem Gewürm zusammen. Fühle mich beizeiten diabolisch. Rette das Allegro, wer es noch kann. Der Fluss beginnt es fortzureißen. Vorher erst einmal den Boden spüren. Den Füßen wieder Erdung geben. Trage eine Pudelmütze, großer Meister. Bin immer noch Kind unter Kindern mit dieser Kopfbedeckung. Kann nicht die Augenbrauen heben, wenn nötig. Benutze keinen Kamm. Oh Wolke, die Du vorüber ziehst. Deckst wieder die Sonne zu. Fliegst als Fetzen durch die Luft. Bist nur dem Winde treu. Drohst immer mit dem Dunkel. Es wird Nacht auf dem Papier. Wieder ein Stück gegangen. In der Dichter Wandel­hallen. Sollen Töne Euch erschallen. Töne, die das Wort beleben. Töne die man weitergeben. Kann und soll an all die Andern. Töne, die durch Welten wandern. Wieder dieser Fortissimolauf zum Schluss. Noch viele Hügel bis zum nächsten Gipfel. Ich ver­traue auf Euch, großer Meister. Auf Eure Dreizehn. Sie soll mir Glück bringen. Bis gleich.

No 13
Ergebenster Meister. Euer dreizehntes Werk. Die Zartheit kommt von unten rauf. Ein Andante sucht seine Lieblichkeit. Sie ist Euch geglückt, großer Meister. Werde an Liszt erinnert. Noch zwanzig Jahre bis zum Vorspiel. Es trägt und trägt und trägt. Der Kompo­nist seine Notenlast. Wie konntet Ihr noch aufrecht gehen, großer Meister. Bei diesem Werk. Senktet Ihr oft Euer Haupt, wenn Ihr durch die Straßen gingt. Wen grüßtet Ihr morgens, bei Eurem Gang in die Stadt?. Die Zeitungsfrau? Spieltet Ihr jemals Billard in einem Wiener Café? Dieses wundervolle Spiel mit den farbigen Kugeln? Bei dem man so herrlich entspannen kann. Ich für meinen Teil liebe das Klacken der Kugel, wenn sie aneinander stoßen. Allegro. Der ICE fährt über die Brücke. Es ist schon fast Endstation und somit ein Gleiten. Nachts spiegeln sich seine Lichter im See. Momentaufnahmen eines Spätheimkehrers. Lässt sich heute alles festhalten, großer Meister. Schade, dass einem nichts mehr durch die Finger gleitet. Oder doch? Selbstverständlich. Das ganze Leben ist ein Entgleiten. Ja, Tempo I. So lauten heute die Namen von Papiertaschen­tüchern und Zeitgeistmagazinen. Das kann man doch nicht mehr schreiben, großer Mei­ster. Einen Unterbruch machen. So soll es sein. Wie früher. Restaurationsgedanke. Nein, wir wollen auch den Fortschritt spüren. Aber doch nicht im Zellstoffdasein. Ja, ich weiß, die Hygiene. Wie wäre es statt dessen mit einem Ferrari Andante. Die Zeit hat Euch unter die Lupe genommen, großer Meister. Ihr habt alle Prüfungen bestanden. Die Gräfin von Liechtenstein muss das schon geahnt haben. Vermutlich war sie von der Länge Eurer Finger angetan. Man weiß ja, wie das ist. Im Treppenhaus des Takt 112 bitte nicht so einen Lärm machen. Im Allegro nichts mehr von facile zu spüren. Es ist ein Huschen über den Tasten. Ein Dreiklang ist ein Dreiklang und ein Dreiklang. Klang, Klang. Kling,Kling. Klong, Klong. Die Schulen senden das heute als Pausenzeichen in die Klassenzimmer, großer Meister. Ich weiß, Ihr hört schon nicht mehr gut. Verzeiht, aber ich muss es Euch einmal sagen: Eure übermächtige Anwesenheit in den Musik­klassen wird langsam etwas penetrant. Ihr hattet auch Kollegen, großer Meister. Waren die alle so schlecht? Ja, ja, das Divertimento. Ich entdecke keinen Fehler. Vielleicht wa­ren die Notenstecher zu gut zu Euch. Ein Teller mit Rehbraten und Spätzle. Das könnt Ihr nicht gekannt haben. Der Süden war Euch wohl verpönt. Und diese Preiselbeeren. Ihr habt was verpasst, großer Meister. Drumherum ist auch hinein. Und draußen will auch drinnen sein. Kolossal, Eure Neigung zum Forellenfilet. Es ist immer noch ein Kreuz mit der Harmonie. Da hat man nur achtundachtzig Tasten, und soll die Welt bewegen. Be­glücken. Verändern. Vielleicht für einen kurzen Moment. Der kostet ein ganzes Leben. Das kann nicht Euer Motiv gewesen sein, großer Meister. Ihr handeltet aus Selbstsucht. Die Disziplin war Euch ein Spaß. Der Spaß wurde zur Sucht. Die Sucht hielt Euch am Leben. Sie ist als solche anerkannt, ja sogar beliebt. Klaviere gab es zu Eurer Zeit noch genug. Heute sind die Musikhäuser zu Museen verkommen. Entzugserscheinungen werden nur noch müde belächelt. Gebt es zu, großer Meister: Wenn Euch einer in die Quere kam, dann habt Ihr ihm schnell die Hand geschüttelt, und auf Wiedersehen. An­schließend gleich wieder nach Hause, und munter weiterkomponiert. Der Expressio­nismus ließ noch hundert Jahre auf sich warten. Ihr habt ihn schon vorweggenommen, großer Meister. Anstandshalber sei expressis verbis erwähnt, dass wieder einmal Krieg herrschte, während Ihr dem Komponieren fröntet. Vermutlich war in Liechtenstein zu der Zeit gut leben, oder zumindest Geld zu verdienen. Euer Allegro vivace wäre dann wieder ein Sexten-, Septimen-, Oktavgespringe, versetzt mit auffrischenden Trillern, Hammerartigen Beharrlichkeiten, und schwurbeligen Achtelkontaminanten. Ja, großer Meister. Euer Werk beginnt mich zu vergiften. Ich muss nach einem passenden Antidot suchen. Versuche es mit einer Prise Zappa. Das wirkt meistens. Apfelsaft, Parmesan­käse und die guten Bohnen aus der Dose tun ein Übriges. Die Zucchini sind im Winter unbezahlbar. Der Horizont einer Erbsensuppe wird sichtbar. So, großer Meister. Noch kurz was zum Presto: Spaghetti al Pesto. Mit Öl aus Oliven. Muss richtig schön triefen. Der Bahnübergang sollte nicht passiert werden, ohne dass man sich vorher vergewissert hat, ob der Beethoven-Express nicht wieder mal alle Signale überfahren hat. Möchte gerne noch wissen für heute, großer Meister, wie groß genau das Namensschild an Eu­rer Tür war. Was hat bitteschön genau darauf gestanden, aus was für Material war es beschaffen, haben irgendwelche Bettler Vermerke darauf gemacht, habt Ihr überhaupt welche empfangen, und wenn ja, mit was wurden sie beglückt? Ansonsten hat mir Eure Nummer dreizehn ganz gut gefallen. Habt Dank zunächst, und bis morgen.

No 14
Ergebenster Meister. Euer vierzehntes Werk. Ihr seid Schönberg schon lange voraus­geeilt mit Eurer Mondscheinsonate. Sie wurde zu einer Eurer beliebtesten. Nicht um­sonst. Des Mondes bleiche Blüte. Immer noch erhellt er die Nacht, großer Meister. Ver­leiht ihr jene vornehme Blässe, die seit Menschengedenken die Gezeiten bestimmt. Euer Adagio, großer Meister. Als würde ein sanfter Riese durch den Wüstensand stapfen. Zwei große Körbe tragend. Mit tropfenden Früchten darin. Sie verlieren ihr Wasser und malen ein Muster in den Sand von seltenen Ornamenten. Von nie gesehener Art. Der Riese greift mit seinen Armen zum Mond, und streichelt ihn sanft. Ja, großer Meister. Ein Riese, der den Mond streichelt. Kein Verbrennen wie bei Ikarus. Ein sanftes Ballspiel mit dem Stiefkind des Universums. Die Früchte sind das Mondgestein, das der Riese ge­sammelt hat. Ihre Tränen machen den Sand vielleicht fruchtbar. Eines Tages. In Eurem Allegretto dann, großer Meister. Des Mondgesteines Tränen fließen in den Wüstensand. Aus Ihnen erwachsen Bohrtürme. Ja, Ihr habt richtig gehört, großer Meister. Bohrtürme. Nein, sie sollen der Menschheit kein schwarzflüssiges Gold bringen. Denn um dieses streiten sich die Völker seit Zeiten. Es soll ein anderer Reichtum daraus erwachsen. Ei­ner , der niemandem gehört, und der doch für alle da ist. Es sollen die versickerten Trä­nen sein, die alle diejenigen weinen können, die das Weinen verlernt haben. Es werden Mondtränen sein, die auch andere zum Weinen bringen können. Ich weiß, Ihr findet das nicht angemessen Eurem Werk. Aber es ist ein Bedürfnis der Menschen nach Tränen. Die zwanzig Dukaten, für die Ihr Eure Sonate feilbotet, sind nichts gemessen an dem Dienst, den Ihr der Menschheit damit erwiesen habt. Es ist bekannt, dass Ihr ein schlech­ter Redner wart. Vermutlich ein noch schlechterer Haushälter. Ja, Ihr habt Eure Werke geradezu verschleudert. Und dennoch konntet Ihr leben. Ja, großer Meister. Leben. Aber wie? Ihr wart nicht reich, vermutlich nicht einmal wohlhabend. Und die Jagd nach den Dukaten widerte Euch an. Doch auch das Genie lebt vom Brot. Keiner kann sich doch nur von Noten ernähren. Und wenn sie noch so reif und saftig sind. Also, großer Meister: Von was zehrte Euer Magen? Manchmal glaube ich es zu ahnen. Vielleicht werde ich es nie erfahren. Doch die Ahnung genügt mir. Ich behalte es für mich. Abgemacht, großer Meister. Es sei unser Geheimnis. Von etwas sonderbarem muss ich Euch noch berichten. Es betrifft Euren Mond. Ihr müsst es in Eurem Presto ebenfalls geahnt haben: Die techni­sche Entwicklung in unserem Jahrhundert ist explodiert. Stellt Euch das nur vor. Der Mond ist kein ferner Planet mehr. Er ist ein Land geworden, zu dem die Menschen reisen können. Ja, großer Meister. Die Menschen reisen zum Mond. Sie fliegen in ganz abson­derlichen Raketen durch die Luft. Und in wenigen Tagen haben sie ihr Ziel schon er­reicht. Es geht bereits schneller als Eure Reise nach Wien. Ihr solltet es sehen können, wie diese Menschen auf dem Mond herumlaufen. Das sieht vielleicht lustig aus. Als ob sie schweben würden. Man nennt diese Menschen Astronauten. Es waren noch nicht viele dort oben. Aber eines Tages werden es vielleicht mehr sein. Ja, und in der Rakete, die dann zum Mond fährt, hören wir vielleicht Eure Sonate, großer Meister. Das ist tech­nisch überhaupt kein Problem. Vielleicht kann man sogar auf dem Mond selbst einen Plattenspieler installieren, der Eure Musik spielt. Das kann alles einmal wahr werden, großer Meister. Auch wenn es bis jetzt wie ein Traum erscheint. Ja, ja, des Mondes blei­che Blüte. Ich weiß, großer Meister, man schmückt sich nicht mit fremden Federn. Ich will es ausnahmsweise doch tun. „Colombine. Des Mondlichts bleiche Blüten, die weißen Wunderrosen, blühn in den Julinächten.- O bräch‘ ich eine nur! Mein banges Leid zu lindern, such‘ ich am dunklen Strome des Mondlichts bleiche Blüten, die weißen Wunder­rosen. Gestillt wär‘ all mein Sehnen, dürft‘ ich so märchenheimlich, so selig leis entblät­tern auf deine braunen Haare des Mondlichts bleiche Blüten.“ Schade, großer Meister, dass Ihr den Albert Giraud nicht mehr kennengelernt habt. Ihr hättet Euch bestimmt ange­regt mit ihm unterhalten können. Er ist heute fast in Vergessenheit geraten. Darum habe ich mir ausnahmsweise ein Zitat erlaubt. Um eines möchte ich Euch noch bitten, da Ihr doch vermutlich einen guten Draht zum lieben Gott habt. Sagt ihm doch mal Bescheid, er möge den Menschen von heute erklären, dass eine Fahrt zum Mond nicht alles im Leben ist. Der Weg ist doch so beschwerlich und mühsam. In den Raketen soll es furchtbar eng sein. Und man muss auch eine gute Gesundheit haben, wenn man das alles durchstehen will. Es gibt noch viele andere Ereignisse, für die es sich zu leben lohnt. Zum Beispiel Eure Sonate No 14. Danke im voraus, großer Meister.

No 15
Ergebenster Meister. Euer fünfzehntes Werk. Woher dieses plötzliche Ansteigen des Schwierigkeitsgrades? Gerade habt Ihr noch mit dem Mondschein gespielt. Und nun? Es ist wie ein Bruch in Eurem Werk. Beginne zu verstehen. Mit jeder neuen Notation verliert die alte an Qualität. Ihr wart nie mit Euch zufrieden, großer Meister. Und wenn, dann im­mer nur für einen kurzen Moment. Vielleicht habt Ihr Euch sogar selbst die Hörner aufge­setzt, um sie anschließend immer gleich wieder abzunehmen. Ach, könnt‘ ich Euch doch folgen, großer Meister. Es ist ein großes Auf und Ab. So wie in Euren Läufen. Mal Lohnsklave, mal Sklave des Staates. Mal kurz Genialität spürend, dann wieder in Primi­tivität versinkend. Ja, ich weiß, großer Meister. Die Arbeit. Der stete Tropfen. Die Spat­zen, großer Meister. Sie schmeißen von den Dächern Melodien, die Eurer nicht mehr würdig sind. Vermutlich hatte Herr von Sonnenfels auch die größte Mühe, beim morgend­lichen Rasieren Euer Werk zu pfeifen. Er verträllerte sich wohl spätestens bei Takt fünf. Gut so, sonst wäre ihm bestimmt das Messer ausgerutscht. Habt Ihr Volkslie­der geliebt, großer Meister? Und die Märchen? Hat der Idealismus zu Eurer Zeit nicht alles zugedeckt? Nein, selbstverständlich nicht. All das floss in Eure Arbeit ein. Aber sagt mir, großer Meister, warum überhörtet Ihr die Kassandrarufe Eurer eigenen Gesundheit? Ging Euch das Werk vor dem Leib? Wer waren die Wächter Eures Schaffens? Habt Ihr die guten Geister gehört? Und eine wichtige Frage noch: Was macht es aus, wenn man fremde Toiletten benutzt? Weckt man damit wirklich die Geister auf? Ich sah Euch vorüber­huschen, großer Meister. Ihr spreiztet Eure Finger während dem Gehen. Als ob das Klavier mit Euch mitlaufen würde. Für einen Augenblick dachte ich, Ihr hättet zu mir gesprochen. Aber ich irrte mich. Jetzt kenne ich Euch, großer Meister. Ihr tragt eine Art von Mantel, deren graublau immer eine Art von Ankündigung… Nein, nein, keine Reinkar­nation. Das darf nicht sein. Auch keine Katharsis, großer Meister. Es ist doch sowieso alles ein Gift. Dosis facit immer noch venenum, großer Meister. Den vorsichtigen Zusammenbruch spüren. Ja, ich weiß, das crescendo. Der Tod kommt bestimmt, und ein Tempo ist immer relativ. Zeitspanne wird zur Beklemmung, großer Meister. Gestern traf ich Euch noch im Mondschein. Heute muss ich bei grellem Tageslicht auf die Suche ge­hen. Man sieht so schlecht, wenn es hell ist. Die Geburtstagsfeier verschwand in Provi­dence, großer Meister. Die Kerzen waren schon abgebrannt, bevor man sie angezündet hat. Alles Wachs wurde zu einem Dünger.

Zu einem Dünger für die Bilder. Ja, die Brü­der, großer Meister. Man kann sie nicht einfach übergehen. Sie sind nun mal vom glei­chen Blut. Das verpflichtet. Nur zu was, großer Meister? Euer Andante ist voller Versu­che davon. Wer jetzt nicht zuhört, den bestraft die Stille. Kadenzen schreiben. Stille Nacht. Es rumort im Bücherregal, großer Meister. Die gelesenen Werke wollen noch einmal vors Auge. Die Ungelesenen drängeln sich wie immer vor. Man weiß ja schließ­lich, was sich gehört. Keine Angst, großer Meister. Ich werde Euch nicht verraten. Ich werde auch nicht Euren Gang imitieren. Schon gar nicht meine Finger spreizen. Ich werde Euch auch nicht den Gruß anbieten. Und Euren Wunsch, incognito zu bleiben, habe ich längst respektiert. Nur um eines will ich Euch bitten: Lasst mir meine Finger­spiele. Ich zähle immer noch ab. Lasse Melodien durch die zehn laufen. Vorwärts und rückwärts. Dieses Spiel ist mein Spiel. Und mein Spiel soll nicht Euer Spiel sein. Euer Rondo war schon immer ein Rondo. Mein Piano war noch nie mein Piano. Und unsere Gedanken waren noch nie frei. Ja, ich spreche vom Denkgefängnis, großer Meister. Auch Ihr wart darin inhaftiert. In den Gedankenzellen. Je weniger es werden, desto klei­ner der Kreis, in dem wir irren. Auch Eurer, großer Meister. Auch Eurer.

No 16
Ergebenster Meister. Euer sechzehntes Werk. Muss mich nun auf die Suche machen. Nach dem zweiten Band. Ach, wieder das leidige Geld, großer Meister. Kein noch so großes Talent kann ohne leben. Und nicht einmal ohne sterben. Auch die Ruhestätte will schließlich bezahlt sein. Wenn man es hat, gibt man es aus. Wenn nicht, muß man ihm hinterher jagen. Ich hasse die Jagd nach Geld, großer Meister. Pecunia non nocet. Nicht olet. Geld stinkt nämlich erbärmlich. War Bittsteller schon bei den Bankherren. Alle so sauber, obwohl mit diesem stinkenden Material umgehend. Aber keine Angst, großer Meister. Papier ist noch genug da. Und Stifte auch. Nagelprobe. Hattet Ihr immer sau­bere Fingernägel, großer Meister? War das überhaupt wichtig für Euer Schaffen? Muss wieder mit Anfällen kämpfen. Werde von den Irrsinnsattacken heimgesucht. Echos in meinem Kopf. Der Dirigent kauft mit einem Monatsgehalt Eure gesammelten Werke. Ich bin Stammkunde geworden. An den Wühltischen vor den Geschäften. Immer wieder nachschauen. Ein Schopenhauer für zwei Mark liest sich schließlich wie ein anderer auch. Vergrößere so langsam meine Bibliothek, teurer Meister. Lese quer, lese gegen, war schon immer Leseratte. Aus der Not eine Tugend machen. Minimalvirtuose sein. Aus dem Nichts ein Alles machen. Lasse Gedanken schweben. Brauche lange Regenera­tionsphasen. Ja, ich weiß, im Bett steckt der Teufel. Doch um der Normalität wegen muss man eben immer wieder doch hinein, großer Meister. Wer weiß Dichters Weg? Alles Bana­litäten, großer Meister. Könnte Statist sein. Musikalisches Talent zu Markte tragen. Nicht mal für zwanzig Dukaten. Und was Geschieht dann mit Euch, großer Meister? Ja, ja. Gut Ding will Weile haben. Habe Kompositionsprogramm in Aussicht. Werde dann endgültig zum Deppen gemacht. Kann mich dann einreihen in die Riege der Feierabend­komponisten. Alles ganz einfach, großer Meister. Nur ein paar Knöpfe drücken. Geht dann alles wie von selbst. Wie geschmiert. Einfach prima. Das Knöpfedrücken. Die Lieblings­beschäftigung unseres Jahrhunderts. Macht auch vor der Musik nicht halt. Nur noch ein kleiner Knopfdruck. Nur noch einen. Bitte, bitte, nur noch einen. Eine riesige Knöpfedrückerei. Habe selbst schon tausende von Knöpfen gedrückt, großer Meister. Kenne gut das Gefühl der Knopfdruckbefriedigung. Schon hängt die Existenz der Erde von einem einzigen Knopfdruck ab. Wir sind eine Knopfdruckgesellschaft geworden, großer Meister. Wie muss es bei Euch noch gewesen sein. In der Zeit der Handschriften? Ja, schon Gutenberg.

Aber Ihr wart doch noch ohne Schreibmaschinen und Computer. Ihr habt Euren Kaffee doch noch aufgebrüht, großer Meister. Der Fernseher war Euer Geist, Und wer Eure Musik hören wollte, der musste ins Konzert gehen. Es war ein Gemein­schaftserlebnis. Niemand musste bei Euch einen CD-Spieler haben. Und das Geld ging noch von Hand zu Hand, und kam nicht aus einer Maschine. Ja, Ihr habt nun ein Millionenpublikum, großer Meister. Aber war das Euer einziges Anliegen? Aus Euren Dreiklängen sind Weltklänge geworden. Habe schon die Poesie verloren, großer Meister. Muss in Eurer Sturmsonate wieder auf die Suche gehen. Habe es immer schwer gehabt, als Collagist. Alles Leben ist doch ein Versatzstück, großer Meister. Schreibe einen drei -Seiten-Roman. Bin zufrieden für drei Seiten. Sehe Momentaufnahme des Glückes. Ja, einen Roman von drei Seiten, großer Meister. Muss mich weiter inspirieren lassen von Eurem Werk. Habe genug Zeit zur Verfügung. Habe keine Zeit mehr. Noch nie Zeit ge­habt. Und immer Zeit gehabt. Bin immer ein Trödler gewesen. Habe immer eine Uhr ge­tragen, doch nie nach der Zeit gefragt. Bin Sekretär meiner selbst geworden. Leiste mir Beistand. Finde mich selbst mit einem Hungerlohn ab. Bin Meister und Lehrling. Bin Do­zent und Student in einem. Rede mit mir selbst. Höre mir selbst zu. Und immer das ad infinitum. Immer bei diesem einen Ding bleiben, großer Meister. Den Gedanken im Kopf. Den Stift in der Hand. Den Gedanken in den Stift. Den Stift auf das Papier. Das Papier in den Abfall. Ja, großer Meister. Habe Makulatur geschrieben. Seitenweise. Bin es leid, alles zu vernichten. Werde Euer mein Werk nicht dem Reiswolf anvertrauen. Verspreche Euch das. Werde schon von zwei Personen gelesen. Das ist ein Anfang. Freue mich schon auf Euren Sturm, großer Meister. Er soll mich davontragen. Will gepeitscht werden von Euch. Dem Gipfel entgegen. Weiß um die dünne Luft dort. Werde es trotzdem ver­suchen. Bis dann, großer Meister.

No 17
Ergebenster Meister. Euer siebzehntes Werk. Zeit für den großen Sturm. Willkommen in Babylon, großer Meister. Die letzte Ausfahrt nehmen. An der ersten Kreuzung rechts abbiegen. Das Auto dort parken, wenn möglich. Und dann zu Fuß weiter. Ein paar Meter am Fluss entlang. Willkommen in Babylon, großer Meister. Nein, nicht die Straße mit den Juwelier-und Pelzläden. Auf der anderen Seite der Gleisanlagen. Dort, bei Babylon’s Sodom und Gomorrha. Ja, großer Meister, einen dicken langen Mantel anziehen. Am besten festes Schuhwerk und Handschuhe. Auch eine Mütze kann nicht schaden in Ba­bylon. Eben alles, was man in einem großen Sturm braucht. Er fegt immer noch hinweg. Die Szenerie verlagert sich ab und an um ein paar Meter. Wir gehen zu den Opfern der
Knopfdruckgesellschaft. Es sind jene, die keine Knöpfe mehr drücken können. Sie drüc­ken etwas anderes, großer Meister. Sie drücken sich das Gift in die Venen. Es sind Hun­derte, wenn nicht Tausende, großer Meister. Es ist die Gemeinschaft der Verlorenen und Vergessenen. Mehrmals am Tag fegt der große Sturm über sie hinweg. Es ist das große Fortissimo-Dahinsiechen. Schuss für Schuss verrecken diese Menschen auf der Straße. Ja, verrecken, großer Meister. Es ist kein Sterben mehr. Es ist das große Verrecken. Es ist das große dem Tode entgegenkomponiert werden. Ja, Ihr habt richtig gehört, großer Meister. Diese Menschen werden dem Tode entgegenkomponiert. Ihr dürft mich nicht fragen von wem. Ich kenne diese Todeskomponisten nicht. Ich weiß nur, dass sie ihr Geld mit dem Tode anderer Leute verdienen. An ihren Banknoten klebt das Blut. Ich will Euch die näheren Einzelheiten dieser Babylonischen Szenerie ersparen, großer Meister. Ihr würdet mir vermutlich beim ersten Satz einer genauen Beschreibung das Wort abstellen. Mir selbst wurde schon schlecht bei dem Anblick dieser armseligen Kreaturen. Ihr müsstet Euch vielleicht übergeben. Ja, es sind Kreaturen. Es sind arme, willenlose Individuen, die einem Tier ähnlicher sind, wie dem Menschen. Man hat sie ihrer Würde bestohlen. Sie haben nichts mehr, als die Aussicht auf den Tod. Jeden Tag aufs Neue fegt der Sturm über sie hinweg. Es ist ein Sturm, der aus kleinen Folienpäckchen weht, in denen ein weißes Pulver ist. Der Weg beginnt mit einem zarten Windstoß, und endet mit einem Orkan. Die Politiker zeigen sich machtlos über diesen Sturm. Vielleicht besitzen sie schon zuviel Macht, um zu spüren, was dort in Babylon vor sich geht. Schließlich ist jeder für sich selbst verantwortlich. Ja, großer Meister. Keiner will die Verantwortung überneh­men für diesen Sturm. Alle reden vom anderen und der Andere redet davon nichts mehr. Die Götter des Windes könnten neben uns sitzen im Café. Wir erkennen sie nicht. Sie betreiben unbarmherzig ihre Windmaschine und schaffen es auch, meine Poesie fortzu­blasen. Ja, ich muss polemisch werden, großer Meister. Es genügen hier keine kleinen Assoziationen mehr. Auch Freunde von mir sind Opfer dieses Sturmes geworden. Ich werde zornig und frage mich, wie man noch schöne Musik komponieren kann, wenn man diesen Sturm gesehen hat. Ja, doch, man muss weiterkomponieren. Man muss weiter­schreiben. Auch ich tue es. Aber man darf nicht vergessen, dass es diesen Sturm gibt. Ich weiß es nicht, großer Meister, wie man ihm beikommt. Jeder kann es für sich tun. Vielleicht hilft nur noch das Beten. Ja, großer Meister, man braucht keine Konfession zu haben, um zu beten. Man muss immer daran denken, dass es auch heute noch das Baby­lon gibt. Es muss eine Hoffnung sein, dass der Sturm einmal sein Ende findet, wie der Eure nach drei Sätzen zu Ende war. Es ist schon recht gewesen, hier ein Moll zu neh­men. Man muss auch um diese Menschen trauern. Immer und immer wieder. Das weiße Pulver des schwarzen Himmels. Es macht den Tag zur Nacht. Es macht den Traum zum Alptraum. Es ist nur ein kleiner Nadelstich, der auch Eure Nachfahren, großer Meister -ja, auch Eure Nachfahren- dem Tode entgegenpeitscht. Es ist ein weißes Pulver fürs Ver­recken. Es ist ein weißes Pulver für den schwarzen Tod. Wenn Ihr sie trefft, die Opfer des Sturmes, großer Meister. Wenn Ihr sie irgendwo trefft, im Himmel oder sonst wo. Nehmt sie auf in Euren Chor. Lasst sie singen für die, die noch leben. Dass sie wegwerfen ihr weißes Pulver und denen ins Gesicht schleudern, die reich damit geworden sind. Und wenn Ihr sie trefft, die Herren mit den weißen Westen, großer Meister, tretet sie in den Hintern, so fest Ihr könnt. Auch das gehört zur Aufgabe eines Komponisten. Verzeiht die derben Worte, großer Meister. Lasst Euren Sturm über diese Verbrecher hinwegfegen, auf daß sie nimmer froh werden in ihrem Leben. Versprecht es, großer Meister. Bitte.

No 18
Ergebenster Meister. Euer achtzehntes Werk. Ja, ich weiß. Ich bin kein Genie wie Ihr. Doch kapitulieren vor Euch will ich nicht. Ihr müsst schon die Ahnung von dem Tode ge­habt haben, als Ihr Euer Testament geschrieben habt. Heiligenstadt. Von früh auf wart Ihr dazu aufgelegt, große Handlungen zu verrichten. Vermutlich hättet Ihr auch Feldherr oder Philosoph, Dichter oder Erfinder werden können. Mit Eurem Talent hättet Ihr überall reüssiert. Ihr habt die Einsamkeit gesucht. Das Komponieren war Euch Gefährte genug. Die Noten haben Euch nie im Stich gelassen. Die Feder war Euer teuerstes Gut. Ich muss zögern, Euch zu folgen, großer Meister. Ist es doch immer wieder erquicklich, sich in ei­ner, wenn auch kleinen Gesellschaft zu unterhalten. Eine gepflegte Konversation ist schließlich auch Brot für den Geist. Ja, Ihr wolltet nicht Philosoph werden. Das Künstler­tum war Euch das Alles. Ein würdiger Mensch wolltet Ihr sein. Keine Angst, großer Mei­ster. Niemand wird Euch das absprechen wollen. Ihr habt erreicht, was Ihr wolltet. Euer Name thront ganz oben am Firmament der Genies unserer Zeit. Und verlasst Euch dar­auf. Ihr werdet Euren Platz in der Loge behalten. Gerne hätte ich Euch gekannt, großer Meister. Einmal ein Stück Apfelkuchen mit Euch gegessen. Beim Tee über die große Politik geplaudert. Euch heimlich ein Tintenfass als Andenken stibitzt. Stattdessen sitze ich nun in meiner Kammer und frage mich, wer das überhaupt lesen will, was ich über Euch schreibe. Es ist schon so viel geschrieben worden. Ich muss immer wieder staunen über Euch, großer Meister. Ihr hattet doch auch nur zwei Hände. Mit zehn Fingern dran. Und auch Ihr musstet schlafen jeden Tag. Bei einer gewissen Sorte Mensch weiß man bekanntlich, dass sie nicht alles selbst verfassen, was sie zum Besten geben. Ihr habt alles geschafft ohne einen Geisterkomponisten an Eurer Seite. Ein großer, breiter Strom muss durch Euch geflossen sein. Und eine unversiegbare Quelle war Euer Genie. Eure Feder flog Allegro übers Papier. Jeden Morgen entstand ein neues Vivace. Ich bin wach und doch schon tot, großer Meister. Zu lange schwelgte ich in Lethargie. Und immer noch ist der Tag ein zäher Kampf gegen den Schlaf. Meine Mitstreiter haben längst ihre Preise und Auszeichnungen erhalten. Oder sie haben aufgegeben. Den Mut verloren. Ich stehe am Bahnsteig und alle Züge fahren vorbei. Habe durch Euch noch einen klei­nen Waggon gefunden. Da sitze ich jetzt drin. Hoffe, dass auch dieser ein Ziel hat. Dass er mitgezählt wird von den Kindern, die an den Schranken stehen. Euer Werk ist die Loko­motive, großer Meister, die mich zieht.

Noch vierzehn Tage und wir sind am Ziel. Dann werde ich von Euch abgekoppelt, großer Meister. Eine neue Destination wird fol­gen. Ich trage dann ein Zeichen von Euch. Vermutlich werden es wenige sein, die es erkennen. Ein Heft mehr wird im Regal stehen. Und ich habe Euch nicht einmal gekannt. Aber wir gehören zusammen. Nur für diese paar Seiten. Sie sind nichts im Olymp der Schriften. Wort um Wort. Satz um Satz steige ich hinauf. Bin Sisyphos, und doch auch der Stein selbst, der hinaufgerollt wird. Fragt mich nicht von wem, großer Meister. Ich kenne diese Macht nicht. Ich schreibe gegen die Gravitation. Jede Nacht zieht mich wie­der auf den Boden. Jeder Blick hinauf offenbart die Schwere der dichtenden Existenz. Wunder geschehen aus Versehen. Nicht, weil man sie herbeiredet. Eine Verwandlung hat schon stattgefunden, großer Meister. Bin zum Käfer geworden, der über das Papier krabbelt. Falle auf den Rücken, und werde von Euch wieder zurechtgeschubst. Ja, gro­ßer Meister. Ich habe damit aufgehört, Eure Noten für das Wort zu nehmen. Ich höre die Musik und folge dem Geist, der in meine Ohren dringt. Will das Feld gerne den Analyti­kern überlassen. Lasse sie gerne über den Sinn Eures Crescendos streiten. Doch Kritik muß ich noch einmal üben an Eurer Bescheidenheit, großer Meister. Damit habt Ihr Eu­ren Weggefährten keinen Dienst erwiesen. Wenigstens musstet Ihr nicht wie manche Eurer Kollegen in Armut sterben. Kompliment, großer Meister für Euer achtzehntes Werk. Es war eines der Klarsten bisher für mich. Auch wenn es mich wieder von der Poesie entfernt hat. Ich werde sie wieder finden. Vielleicht sogar mit Eurer Hilfe.

No 19
Ergebenster Meister. Euer neunzehntes Werk. Glimmglut der Digitalanzeige. Langsam entsteht ein Leuchten. Wandtafeln voller Zeichen, die kaum einer mehr lesen kann. Hin­aus in die Runde. Kreisen lassen die Gedanken. Im Überfluss. Alles im Überfluss. Kein Unterfluss mehr. Frische Luft suchen. Immer ein bisschen verletzt werden. Radetzkynoto­riker. Ich. Glauben an die Schrift. Zwei Sätze im kurzen Erlahmen. Ich lebe. Ich sterbe. Ich bin tot. Großer Meister, ich werde wiedergeboren. Schreibschrift reinkarniert Motorik. Gerade so, als ob ich es gehört hätte. Bin außer Plan geraten. Zwiespalt friert aus den Ritzen heraus. Gogol zieht den Nagel aus dem Kopf. Das Verhör steht bevor. Ödipus hat
sich in den Schwanz gebissen. Iokaste wird auf der Bühne totaloperiert. Ja, großer Mei­ster. Gegeben wart nichts und doch alles. Muss mich immer noch rechtfertigen für den Status Quo. Grundlos geschieht alles. Es liegen keine Tatsachen mehr vor. Alles wurde weggelogen. Alles bestritten. Die Krieger des Reichtums machen ihre Mittagspause. Ein Thron wird frei. Nathan ist ins Trauringgeschäft eingestiegen. Alles verhaftet. Eine Gene­ration belügt die andere, und die Tradition lebt vom Verfall. Nein, großer Meister. Heute ist nicht Montag. Heute ist der Tag nach dem Sonntag. Heute ist Zahltag. Ich kassiere die Blicke, die mir gehören. Die Kunst geht gegen das Nichts. Die Reduktion sinkt unter Null. Mich friert beim Betrachten der Bilder. Sie sind mit Eis gemalt. Alles verläuft. Es ist ein Zerläufnis. Ein Zerfließen. Die Konturlosigkeit wird das geheiligte Mittel zum Zweck des Erfolges. Keiner will das sehen. Und alle schlagen sich darum. Gute Nacht, Ihr Ta­lente. Und schlaft gut. Gut Ding braucht Ewigkeiten. Besser Ding. Meisterding. Zenit stößt Türen auf. Lawinengefahr, großer Meister. Die Bergungsmannschaften verlassen die Pisten. Der Schatz der Fässer ist durchgebrannt. Lauf, Kleiner, lauf! Binde das Glöckchen um den Hals. Und lauf. Bleibe bei der Herde. Nimm hin die Gegebenheiten. Sag Danke dem großen Meister. Senke Dein Haupt vor ihm und nimm an, was er Dir gibt. Nein, großer Meister. Nicht Ihr sollt spielen. Ihr habt ausgespielt. Euer Genie ist tot. Laßt das Handwerk Wachtmeister sein über die Streiche der Nichtskönner. Treibt keine Notzucht mehr, großer Meister. Der Sinn steht nach unten gerichtet. Lasst ihn herunter­fallen. Ihr braucht ihn nicht mehr. Bindet ihm einen Gleitschirm um. Damit er nicht zum zertrümmernden Kometen wird. Es gibt genug Krater. Bindet Euren Zorn, großer Meister. Eure Virtuosität ist nicht alles. Ich sah Euch als Wachmann. Stehend an einem Tor. Das Haus war eine Gruft.

Die Mumien konnten Euch nicht mehr hören. Poltergeister haben Euch ausgestochen. Reinigt Eure Kleider vom Ruhm. Ihr werdet sonst ersticken. Es wird Euch zuschnüren der Zorn der Gläubigen. Ja, großer Meister. Ich rede im Ernst. Lacht nicht über mich. Auch ich bin Bote im Auftrag einer Macht. Große Taten fordern große Opfer. Die Felder sind immer noch voller Blut. Alles ist immer noch am Kleben. Der Dün­ger der Geschichte lässt darauf die neuen Mörder wachsen. Takt für Takt, großer Meister. Takt für Takt. Es stinkt hier, großer Meister. Es stinkt nach Sauberkeit und Ordnung. Es stinkt nach Sinnlosigkeit und Zorn. Es stinkt nach dem Geruch des kleinen braunen Hau­ses. Es stinkt immer noch. Takt für Takt.

No 20
Ergebenster Meister. Euer zwanzigstes Werk. Ein Kreuz. Zeichen wird es geben, großer Meister. Politiker müssen warnen. Nicht vor Euch, großer Meister. Nein, vor Euch warnt niemand. Nein, nein. Das Kreuz im Zeichen der Macht. Auch wenn es ein Bogen ist? Die Gier wird nimmer enden. Sie hat noch nie geendet. Elefantenhälse. Bleiben wir beim Kreuz, großer Meister. Unter diesem Zeichen wird Unterdrückung nur noch als Historie verstanden. Ja, ich weiß. Es hat sich alles geändert. Es ist längst alles reingewaschen. Der Grauschleier ist hinweg geseelsorgt. Er ist hinweggekauft. Er ist hinweggefeiert. Er ist hinweg gelogen. Ja, großer Meister. Ihr habt richtig gehört. Der Preis war weniger hoch. Er kostete ein paar Kriege. Sonst nichts. Heute herrscht eitel Frieden. Alle verstehen sich prächtig. Es gibt keine Gewalt mehr. Ein paar lästige Kritiker werden an den Rand ge­drängt. Patriarchat und Zölibat müssen halt immer noch sein. Man will ja nicht alles aus der Hand geben. Wo man doch schon die Hostien verteilt. Ein paar Kleider noch und Lehmhütten. Und dann und wann eine Reisschale. Das muss genügen. Kondome? Ich bitte Euch, großer Meister. Gummi bei all dem Brokat? Also wirklich. So. Ja, werdet Ihr sagen. Als ich… Nein, großer Meister. Sine ira sed cum studio. Ja, Eure Triolen haben geeifert. Zornig wart Ihr vermutlich nur auf Eure Hausangestellte. Diese Sünderin. Hat doch glatt Euer Klavier abgestaubt. Soll auch nicht besonders hübsch gewesen sein, wie man munkelt. Ich hätte Euch eine stringentere Numerierung Eurer Werke empfohlen, sei in Parenthese vermerkt. Zurück. Da trug einer ein Kreuz. Heute tragen Millionen dieses Zeichen. Aus der Überzeugung ist eine Mode geworden, und jeder ist zu seines eigenen Kreuzes Schmied geworden. Und vom ständigen Bergeversetzen sind die Geographen völlig durcheinander gekommen. Macht nichts. Geglaubt wurde schon immer, und das ist gut so. An was freilich ist schon nicht immer so gut gewesen. Und die Konsequenzen daraus haben nicht selten in Katastrophen geendet. Nein, großer Meister. Ich spreche nicht von einer Massenhysterie. Ich spreche von einem Massenphlegma derer, die sich allsonntäglich für zwei Mark den Segen und eine runde Kalorie abholen. Wenn es we­nigstens eine Bratwurst dafür gäbe! Nein. Nihil sanctus est. Höchstens die Toten. Und die haben nichts mehr davon. Hättet Ihr den urbi et orbi am Fernseher miterlebt, großer Meister. Ihr hättet bestimmt mit Taubheit, Blindheit und zwei abgehackten Händen ge­schlagen eine große Symphonie gegeben. Nein, großer Meister. Ich bin nicht zornig auf Euch. Selbst ein Musensohn weiß ich um Euren Drang nur zu genau. Und ist die Welt auch ruiniert. ‚S wird eifrig weiterkomponiert. Wenn der Verstand auch völlig geraubt ist. Man komponiert ihn wieder zurecht. Irgendwie kann man die Füße des morgens schon wieder aus dem Bett heben. Mit welcher Reihenfolge, das wollen wir den Gläubigen überlassen. Keine Zeit für derlei Grosstümlichkeiten. Mut ist schließlich schon immer be­straft worden. Das Dagewesene wird im Akkord weggearbeitet. Zum Kreuz, großer Mei­ster. Jüngst feierte die Verpackungsindustrie einen ihrer größten Triumphe. Die Verpackungs­industrie? Ja, großer Meister. Ihr habt richtig gehört. Ein Namensvetter des Golgathagängers hatte zum Appell geblasen. Und Millionen sind seinem Aufruf gefolgt. Nein, das ist kein Zufall, großer Meister. Nicht Christus, nein Christo heißt der alte und neue Massenbeweger unserer Zeit. Nomen est non semper omen. Aber meistens. In diesem neuen Fall der Volksmobilmachung wurde ein Gebäude verpackt. Ja, großer Meister. Ein Gebäude wurde verpackt. Die Zuschauer wurden mit Ästhetik bestraft. Und das Urteil lautete diesmal auf eine umweltfreundliche Inhalation optischer Natur. Der Ge­genstand war ein Dokument germanischer Herrschsucht. Nein, nicht irgend etwas hat man verpackt, großer Meister. Die Macht wurde verschleiert, damit sie endgültig dem Volke verborgen bliebe. Schließlich hat man dem Kaiser gegeben, was des Volkes ist, nämlich das liebe Geld. Und dem Volke, was des Kaisers, nämlich ein paar Stofffetzen. So war eine große Zufriedenheit im Land und ein munter Wallfahren zu dem großen Götzen. Eine Faust muss schließlich eine Faust bleiben. Sonst wird sie zum Geheimnis. Und das wollen wir alle nicht. Großer Meister, ich vernehme Euren Gleichklang und möchte wissen, wessen Gegenwart in Zukunft Vergangenheit wird. Das kann und darf nicht sein. Ich ahne schon die Gebrechen bei Eurem Hammerwerk. Welche Nägel soll man noch einschlagen, ohne den Weltfrieden zu stören? Nicht ein Pferd paßt mehr nach Troja hinein. Die Stallungen der List sind am Platzen. Es ist ein großes Wiehern und Heulen. Und die guten Krieger ersticken am Sabber der zu Monstern mutierten Kreatu­ren. Ein lautes Klangzerstören bis hinein in die Stille. Gebenedeit sei der, der noch aus­zieht zur Ernte der Früchte, die den Leib erhalten. Nein, großer Meister, keine genitale Verschiebung. Es sind die leichten Gewichte, an denen man schwer trägt. Eine Feder kann den Verstand an die Peripherie drängen. An die Peripherie der Gehirnwindungen. Keine Angst, großer Meister.
Auch dort ist es warm und gemütlich. Ein Wohlfühlen gibt die Leichtigkeit zurück, unter deren Last man zerbrochen ist. So einfach ist das.

No 21
Ergebenster Meister. Euer einundzwanzigstes Werk. Zweiunddreißig Seelen auf dem Friedhof entschwunden. Es war alles eine schwere schwarze Masse. Gewesen im Sein. Toter lieber als tot. Ein Leben zu Ende führen. Kausalität. Gedankenmaskerade. Ja, großer Meister. Ein Herz steht auf. Und viele Schläge kommen zurück. Putze Flaschen aus. Möchte Milchmann sein. Habe zwei getrennte Ohren, großer Meister. Höre mit links. Höre mit rechts. Bin mittig erschlagen. Beraubt. Erschossen. Es waren zwei Männer in Anzügen. Sie stiegen die Treppen hinauf. Die Fliegen zu verscheuchen. Ein großes Ge­brumme war zu hören. Takt 1. Der Gestank störte jede Ordnung. Ja, großer Meister. Ge­stank stört Ordnung. Und das Trippeln auf dem Boden. Mein Schreiben stört die Ord­nung. Alles ist wieder einmal gegen die Ordnung. Mein Schreiben ist ein Lärm. Mein Schreiben ist ein Gestank. Meine Sätze beginnen zu stinken. Takt 2. Ein stinkender Satz muss modern. Nein, keine moderne Literatur, großer Meister. Eine Moder-Literatur. Eine faulige, eine ätzende, eine stechende, eine Ekel erregende Literatur. Takt 3. Diese Litera­tur stört schon wieder die Ordnung. Es ist eine laute Literatur. Es ist ein Schreiben, das Krach macht. Man muss dessen Produzenten isolieren. Er muss abgedämpft werden. Man will keinen Krach. Man will schon gar keinen Schreibkrach. Ein Schreiber, der Krach macht, ist kein Schreiber. Er verstößt gegen die Schreibordnung. Takt 4. Man muss es nur früh genug sagen, dass der Krach die Ordnung stört. Hysterie, großer Meister. Sym­ptom einer gestörten Ordnung. Keinen Laut von sich geben. Sich abdämpfen lassen. Sich isolieren lassen. Nein, großer Meister. Was Recht ist, ist nie und nimmer Recht ge­wesen. Jede Ordnung entspringt der Unordnung, dem Chaos, der Anarchie. Takt 5. Versatz­stücke eines Irren. Ein vollkommen aus der Ordnung geratener Irrer. Eine Phantas­magorie haben. Eine Vision. Von wohlriechenden Tönen. Ja, ich habe sie, gro­ßer Meister. Alles ist mir eine Vision. Takt für Takt erfüllen sich Visionen. Jede Vision kann zur Realität werden. Es kann schnell gehen mit der Realitätwerdung. Und daraus entstehen immer neue Visionen. Takt 6. Das Hämmern der Visionslawine. Wer waren Eure Ordnungshüter, großer Meister? Waren es auch die Gestörten? Die von der Phan­tasie und den Visionen Gestörten? Alles ist eine Störung. Alles kann zur Störung wer­den. Ein Beamtentum der vollkommenen Gestörtheit. Alle Gestörten zu Beamten ma­chen. Alle Ämter eine Störung. Einen Schatz suchen, großer Meister. Jedem seinen Schatz. Der Herr der Ringe, großer Meister. Eine para-diabolische Erscheinung. Verei­nigt unter drei Buchstaben. Takt 7. Geh voran auf dem Weg der Fischverkäufer. Ver­kaufe den Fisch. Verkaufe den Fisch für das Gold. Verkaufe Millionen von Fischen, Du wirst reich sein. Ein Fisch ist ein Ring und ein Fisch. Geh zum Markt. Dort wo die Fische stinken. Wo alles stinkt. Ja, großer Meister. Zehn gestohlene Jahre für die Dukaten der Lügenhaftigkeit. Zehn gestohlene Jahre für die Eitelkeiten der Dinge. Alles Ding hat sei­nen Wert. Eine Analyse. Eine Bestandsaufnahme. Eine saubere Lüge verkaufen. Eine Lüge, die nicht stinkt. Eine ordentliche Lüge. Eine Lüge, die auf die Scham schaut. Takt 8. Keine Größe zum Wahn werden lassen. Es ist immer noch ein großer Gestank. Es fault unter der Türe hervor. Spuren von dreckigem Geld gelegt, großer Meister. Es ist alles eine Erfindung. Und ein langer Bart macht noch keine Weisheit aus. Auch Geld kann stottern, großer Meister. Ich lebe noch, derweil Ihr schon tot seid. Aber Euer Rufen ist noch hörbar. Es beginnt mich zu stören. Takt 9. Es ist eine Beschwerde. Es ist eine Nötigung. Es sind die Lügen, die Euch trotz dem Tode immer noch am Leben erhalten. Ihr lebt von den Lügen und all denen, die daran glauben. Was Ihr könnt, ist nichts. Und Euer Nichts ist gefährlich. Es ist Euer Alles. Wort um Wort versteckt Ihr Euch hinter der Lüge. Die Armut der anderen ist Euer Reichtum. Eure Sicherheit ist die Unsicherheit der Belogenen. Ihr seid Ketzer im Gewande des Priesters. Eure Scharlatanerie ist der Grund für den Tod Eurer Opfer. Ja, großer Meister. Ich spreche abermals von Opfern. Eure Feldzüge haben Blut gefordert. Es ist das unsichtbare Blut der Seelen. Kein Gott wird Euch je vergeben beim großen Gericht. Eure Moral ist die stinkendste und blutver­schmierteste von allen. RANDOL: Das waren neun Takte, großer Meister. J’accuse.
Takt 10.

No 22
Ergebenster Meister. Euer zweiundzwanzigstes Werk. Bis tausend zählen. Die Zeit fort­zählen. Viele Schafe machen eine Herde. Weiden, großer Meister. Keine Trauer tragen für die ungeborenen Kinder. Das Wachs formen mit dem Daumen. Alles ist noch lange nicht alles. Stehe vor der Hütte. Ein Dach aus Holz. Alles ist im Einstürzen begriffen. Nebel­schwaden ziehen über den Horizont. Eine Kerze anzünden. In den Spiegel schauen. Die Rostflecken auf dem Glas. Nicht abbürsten das Haar. Alles ist ein Ausfall. Den blauen Mantel tragen. Dem toten Kind geweiht. Ich bin der Tote in meinem Laby­rinth. Gebe alles hin an die Zeit. Bin verloren. Nicht ganz. Licht brennt noch. Ja, die an­deren Umstände. Ist ganz Mutter jetzt. Habe Knoten platzen sehen. Fristenlösung. Ja­wohl, Herr General. Habe Eure Tochter berührt. Hing am seidenen Faden des Gerüch­tes. Wurde abgeschnitten. Habe den freien Fall erlebt. Unbeschreibliche Bitterkeit. Todes­sehnsucht. Zwei Dekaden voller Träume. Immer und immer wieder. Abgrundtiefe. Dieser Zigarettenrauch. Eine kalte Asche ist um mich, großer Meister. Fühle den Angst­schweiß unter den Achseln. Biete Stirn. Grüß Gott, Herr Stationsvorsteher. Ja, großer Meister. Der Tod ist ein Staaccato. Ein Pochen an die Türe. Hau ab, Sensenmann. Nein, auch nicht morgen. Warum nicht? Habe keine Zeit für Dich. Scher‘ Dich zum Teufel, Tod. Da hast Du den Schlaf. Nimm ihn, und lass mich endlich in Ruhe. Die Träume? Nein, die gehören mir. Den Rest von der Zeit kannst Du haben. Wiederkehr. Aufs Genaueste ge­dacht. Haaresbreiten verfehlt. Ein großer Schopf. Ein Lockenkopf. Nein, nicht Euer Haar, großer Meister. Die Bürsten aus Glas, großer Meister. Die unendliche Durchsichtigkeit. Das nicht um jeden Preis entlarvt werden. Ein Zwerg geht seinen Weg. Paffend im Kreis. Noch kein Ausbruch zur Mittagszeit. Demolierte Fingerkuppen. Schreibwerkzeug bezah­len, großer Meister. Stehen und Gehen. Ja, zwei Groschen, das ist kein Geld. Herr Aldi war da. Ein Hühnerfrikassee ist ein Hühnerfrikassee, Und eine Konservendose ist eine Konservendose. Fleischsalat Zigeuner Art. Alles vollstopfen mit diesem Zeug. Das Nitrit zum Safran erklären. Und ein Schwein ist ein Schwein. Alles Süße klebt am Fleisch. Die Nudel crescendiert das Suppenhuhn. Sellerieknolle sempre sforzando. Die Terrine voll­komponieren mit roter Beete, Wirsingkohl und Würzmischung. Gemüsedreiklang. Nur im Notfall noch dazu hinein spucken, großer Meister. Alles Gummi ziehen. Ja, ja, der Chian­tiwein. Die Münzen abzählen.

Alles durchrechnen. Auf den Groschen genau durchrech­nen. Und dann die Differenz bezahlen lassen. Nächstes mal eine Tüte zuviel mitnehmen. Du bist jetzt still, sonst fress‘ ich Dich. Ich habe schon viel gefressen. Ich lebe von sol­chen wie Dir. Ich bin eine Fingerkuppenfresserin. Wo ist mein Last-Minute-Flug. Eine Viertaktpause. Nein, es waren keine Brandstifter. Die Ursache ist noch ungeklärt. Es ist ein langer Weg, großer Meister. Bis zu den Sternen hinauf. Wer ein Stück Himmel sehen will, soll laut loslachen. Nicht schweigen, großer Meister. Lachen! Keine Zeit mehr für Blindenhunde. Friede, Columbine. Versprochen? Ja, großer Meister. Das Zaubern. Alles eine Illusion. Eine Dreiklangsillusion. Eine Oktavillusion. Der Dreiklang verschwindet. Was bleibt, ist die Ruhe. Auch Euch zum Trotze, großer Meister. Keine conditio sine qua non mehr. Alle Bedingungen verfallen in der Erfolglosigkeit. Alles entschieden. Alles ent­behrlich. Steh‘ am Tor und drück den Knopf. Sehe Euren Lockenschopf. Nur ganz kurz, versteht sich, klar. So halt, wie’s schon immer war. Geh‘ zurück in meine Kammer. Hör‘ Piano’s Katzenjammer. Hoch und runter die Oktaven. Bin schon wieder eingeschlafen. Wälz‘ im Bette mich umher. Des Tages Licht drückt wieder schwer. Auf mein dichterisch‘ Gemüt. Muss warten, bis der Frühling blüht. Leise kann ich ihn erahnen. Sonne schlägt sich erste Bahnen. Zeit der Reife wird noch kommen. Hab‘ dann Euren Berg erklommen. Und wenn auch nur zum ersten Grat. Ein jeder Akt was für sich hat. Ja, großer Meister. Eine Form ist eine Form und eine Form. Ohne Unterlass. Spaß beiseite. Drehe mich jetzt um zur Leidenschaft. Rückblickend auf sie. Schnitt.

No 23
Ergebenster Meister. Euer dreiundzwanzigstes Werk. Die Leidenschaft. Das Feuer brennt. Woher die Kohlen nehmen, großer Meister? Und das Holz? Und das Papier? Und die Streichhölzer? Grußworte eines Abgemeldeten. Die Dämpfer Eures Pianos, großer Meister. Alles geben. Alles hingeben. Alles eine große Hingabe. Sturm der Ro­sen. Blatt für Blatt. Dornen. Zähne. Schreiblos. Verpausen. Direktheit geben. Ohne Pässe reisen. In Länder des Fluches. Dort, wo die Last am geringsten ist. Grenzenlosig­keit spüren. Kling. Klang. Klingklang. Glut sähen. Auf große Winde warten. Der Virtuosi­tät anheim fallen. Bolon. Kontrastprogramm. Fehlersuche. Balando. Gugelmando. Non esse. Ex, großer Meister. Pathologisieren. Ferne. Nähe. Drei Strich Süd. Die Stäbe zer­biegen. Den Panther loslassen. Lola. Sie gefallen mir so. Lippenmerkantil. Bludestilbald. Kolandrion. Maldente. Malen, großer Meister. Malen. Ein Bild um ein Bild. Bilder für Kin­der. Eine Note um eine Note. Um den Preis feilschen, großer Meister. Der Furcht den Saft auspressen. Kraft schöpfen. Kellen verteilen. Lalando. Lulundo. Lolondo. Das Liebesflüstern im Kassiber verstecken. Ja, Lola. Feuerröte. Glimmglut. Hinab. Hinauf. Will den! Wolle den! Wärme bringt. Kann geben jetzt. Leidenschaft! Kunstfertigkeiten. Leidenschaft! Nachdruckverleih. Den Kaffeesatz verkomponieren. Säcke voller Zucker. Säcke voller Salz. Alles auf der Eier Wunden streuen. Säcke voller Mehl. Leidenschaft! Fruchtgummi. Bonbonière. Herz erwärmen an Lolas Ofenglut. Gutz. Gutz. Gutz. Gerlon­drian. Heißen, großer Meister. Heißen. Maul um Maul. Stopfen den Hunger. Ausfliegen zur Nahrungsjagd. Gehirnbeute reißen. Ja, die Bücher. Rette, wer sie retten kann. Lei­denschaft! Blaue Täler durchfließen. Strömungen senden. Alles ein großer Fluß. Ein großes Meer. Kopf an Kopf. Brust an Brust. Spürbarkeit, großer Meister. Leidenschaft! Blutsturz. Das geschlachtete Tier sehen. Unheimlichkeit der Wurstsuppe. Leidenschaft! Knospen sprießen lassen. Aufregung. Das Hemd in die Waschküche tragen. Alles in der Waschküche. Die Socken. Alles umstülpen, großer Meister. Den Fuß reiben. Alles Kleid reiben. Den Träger zerbeißen. Leidenschaft! Haar um Haar, großer Meister. Den Schopf zum Wühltisch machen. Das Tier völlig ausbluten lassen. Das eigene Blut stillen. Das Opfer bringen. Den Esel bei den Ohren packen. Nicht flüstern, großer Meister. Körbe einsammeln. Füllen mit Wünschen für den Geist. Alle Früchte hineinlegen. Nicht mehr satt sein. Wieder einen Hunger spüren. Die Flinte laden. Auf die Jagd gehen. Mit der Phantasie schießen. Milchkannen füllen. Labando. Leidenschaft!

Labando. Nur noch Punkte setzen. Ja, trillern, großer Meister. Den Schaum Schaum sein lassen. Tage, ja, Tage. Leidenschaft! Alle Tage. Alle Nächte. Das Kreuz in den Regen stellen. Alles ge­tauft sein lassen. Die Wasser spüren. Die Quellen quillen spüren. Die Quallen. Alles quillt. Alles hat immer gequollen. Nein, großer Meister. Nicht quälen lassen. Leiden­schaft! Die Geister anrufen. Lauf, großer Meister, lauf! Lass nicht laben alle anderen. Labe Dich selbst. Dich! Labe Dich an allem, was lebt. Werde ein Lebenslaber. Lebensla­bersal. Leidenschaft! Berge, Seen, Täler, Wiesen, Bäume, Flüsse, Tiere, Häuser, Men­schen. Nicht genug? Nein? Doch? Ja, Größe. Ach was! Locken spüren. Den Bart krau­len. Bär sein auch. Große Gesten? Ach was! Leidenschaft! Meisterschaft? Leidenschaft! Sonate. Sonatine. Sonett. So nie? So!. Leidenschaft! Einen Berg wälzen. Sprengen, großer Meister. Raus aus der Küche. Volldampf voraus. Total verrückt sein. Alle Farben nehmen. Villa Kunterbunt, großer Meister. Keine Beruhigung mehr. Leidenschaft!. Keine Angst haben. Keine Angst vor der Angst haben. Den Himmel in Brand setzen. Selbst die Sonne sein. Das Meer überfluten. Allen Ozean aufsaugen. In die Wüsten spucken. Lei­denschaft! Keine Hemmungen, großer Meister. Nicht mit Wasser kochen. Mit Schnaps. Leidenschaft! Größer sein als gerne. Dick werden. Dünn bleiben. Aufblasen den Welten­ballon. Leidenschaft! Immer und immer wieder. Ja, großer Meister. Leidenschaft!

No 24
Ergebenster Meister. Euer vierundzwanzigstes Werk. Wieder ein grauer Tag. Der Nebel im Kopf. Verschleierte Augen. Alles ein Schleier. Trübsinn. Trübsal. Nein, großer Meister. Kein Gebläse. Kein Allegro heute. Gelenkschwere. Alles im Lupendreck. Alle Leiden­schaft abgestorben. Ja, das Haushalten. Auch bei Euch eine fünfjährige Pause, großer Meister. Bin selbst im sechsten Jahr nun. Bist Du nichts, kannst Du alles. Bist Du nie­mand, kennt Dich jeder. Habe keinen Titel, großer Meister. Habe nicht einmal einen Be­ruf. Muss auf Ämtern mich rechtfertigen wieder. Muss immer wieder den Diener machen. Bin zu reich für den Sozialfall. Bin zu arm für ein neues Fahrrad. Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz. Manchmal ist halt einer gleicher. Habe selbst die Jurisprudenz studiert. War Paragraphentarzan im Gesetzesdschungel. Kannte die Sprache der Wis­senschaftsaffen. War Kollege der Rechtselefanten. Habe gekämpft mit den Tigerprofes­soren. Bin gestürzt vom Examensbaum. Lag verwundet im Tropenlazarett. Ja, großer Meister. Das Gesetzesallegro. Nein, keine Tragödie. Die Wunden sind verheilt. Die Wunder tun noch weh. Bin jetzt zivilisiert. Habe keine Urkunde an der Wand hängen. Habe kein summa cum laude gemacht. Bin einfach exterminiert. Trage keine schwarze Robe. Keinmal war zweimal. Der Pflug hat immer schon auf dem Acker gestanden. Die Vorboten amüsierten sich lange vor dem Exitus. Ja, großer Meister, der akademische Exitus. Kein Examen. Habe keine Alma mater mehr. Habe Euch als Alma pater gefun­den. Schnitt. Aus. Pause. Kein neuer Takt mehr. Gleite im freien Raum. Bin Raumflügler geworden. Schwerelosigkeit. Keine Institution mehr. Bin keine Dampfmaschine mehr. Habe ein Klavier verraucht. Ja, großer Meister. Ein Klavier hat sich einfach in Luft aufge­löst. Lösungen suchend finde ich Losungen. Halt ein. Bleiben, großer Meister. Bleiben. Mit nichts verstand ich. Den Ausgang suchend. So. Bis hierher und viel weiter. Lungen­krankheiten den Laufpass geben. Lungere durch die vier Wände. Ja, das Herumlungern. Das Herumgelungere. Das immer Drumherumgelungere. Wehre mich gegen das Verlot­tern. Nehme Bad um Bad. Putze Zahn um Zahn. Schneide Nagel für Nagel. Bin doch Lotterer. Schreibe lotternd vor mich hin. Koche lotternd mein Essen. Putze lotternd meine Schuhe. Wasche lotternd meine Kleider. Alles ist schon abgelottert. Nein, nicht verlottert. Abgelottert und ausgelottert. Vielleicht auch zugelottert. Habe immer noch kein Lotto gespielt. Fürchte mich vor dem finalen Verlotto. Habemus pecuniam, großer Mei­ster?

Ja, ich weiß. Genug zum Leben. Aber was heißt Leben? Keine Gräfin von Braunswick in Sicht. Ja, die Familie. Perlen vor die Säue schmeißen, großer Meister? Steter Tropfen füllt den Krug. Bevor dieser bricht ist der Brunnen leer. Wider den Zorn, großer Meister? Der Klabautermann. Leierkastenmelodien. Gestohlene Witze. Gestoh­lene Bilder. Alles abgeschrieben. Den Zeigefinger verletzt. Beide Zeigefinger verletzt. Achtung, großer Meister! Ein Sonatinen U-Boot. Noch immer kein Land in Sicht. Ordnung in der Kombüse halten. Alle Mann auf Achtel jetzt. Alle Vierung! Ja, eine halbe Portion. Melissengeister-stunde. O Schreck. Überbevökerung in der bunten Kuh. Alle Lichtgeister hinter Sonnen kaschiert. Alles gelernt und nichts dazu. Den Käse verdaut. Das Brot ge­rochen. Ja, auch die Krümel für die Armen abgegeben. Ludmilla pauper est. Dennoch nicht den Wahnsinn aufgehalten. Schrankenflucht. An der Kasse stehen. Den sicheren Weg wählen. Schlangentanz. Nirgends eingestiegen und überall gestohlen. Ad libido. Ablativus Akkusativus. Ego me absolvo. Narrative Depression, großer Meister. Batterien­fall. Eine Chance dem Chemiker gegeben. Gesteinsproben für gut befunden. Den Kie­selbaron ad acta gelegt. Kieselstein und Eisen bricht. Aber unser Magen nicht. Ja, gro­ßer Meister. Glücklich sein. Alles Unglück sammeln. Auf den Wertstoffhof der Eitelkeiten bringen. Ein Bedürfnis wecken. Nach Unglücksbrocken. Dosen reduzieren. Gräfin von Brunswick zur Putzfrau machen. Die Putzfrau in den Adelsstand erheben. Dem Leben die Schokolade abluchsen. Das Marzipan dazu. Und den Nougat. Gaunern im Vierviertel­takt. Hin und wieder eine Triole abbeißen. Nicht zu forte. Nein, keine Verbre­cher jagen. Das eigene Defizit optimieren. Kaschemme. Mit Holz klopfen. Ab und zu Fremder sein. Zur Ruhe kommen. Mehr Pausen einlegen, großer Meister. Das Werk se­hen. Keine Vorhersagen treffen. Den Bluff ernten. Eine Kirschpraline essen. Vielleicht auch zwei. Ja, der Grünspan. Den Kopf vivace halten. Noten, großer Meister? Vermutlich im Gigabereich liegend. Zuhörer im Himmel? Ach ja. Bestimmt ein annehmbares Audito­rium. Alle Ecken voller Kurts. Kommen lassen sie. Eine Wurst ist eine Wurst. Und bleibt eine Wurst. Genug. Schärfe da. Allerorten. Und die Stilleben der begnadeten Komponi­stin, großer Meister? Hunderte schon gegangen. Tausende Momentaufnahmen von Blume und Frucht. Die Bilder dazu. Und die Figuren. Noch einmal alle fort lassen? Nein? Also. Magazin einlegen. Durchladen. Abdrücken. Entwicklungsgeschichten schreiben. So dem Meister zublinzeln. Fort.

No 25
Ergebenster Meister. Euer fünfundzwanzigstes Werk. Wirken wollen. Eine Wirksamkeit erwecken. Ja, es ist eine Wirkung. Es wird geltend gemacht. Die Erhebung spricht ihren Band. Das Band der Bände. Das Bänderband. Eine Leichtfertigkeit. Der Tod des Prin­zen. Ja, großer Meister. Ein Erbgemahl. Presto verleiht Flügel. Im tiefen Tal. Dort, wo der Brunnen vor dem Tore steht. Gehen Sie weiter, großer Meister. Es wird ein Feld kom­men. Auf dem Eure Nachfolger gefallen sind. Es ist ein großes Knochenknacken. Alles ist zersplittert. Die Fasern machen den Krebs. Ja, großer Meister. Den Krebs. Er ist ein Allesfresser. Ein Überall- und Allesfresser. Metastasen. Alles voller Metastasen. Das ganze Blatt ist voller Metastasen. Es ist der Schreibkrebs. Es ist der Buchstaben-und Wörterkrebs. Kein Entrinnen mehr diesem Wuchern. Alles Schreiben wuchert über dem Papier. Es ist ein einziger Notenauswuchs bei Euch, großer Meister. Alles ist schwarz. Und alles ist weiß. Es gibt keine Farben. Es ist ein schwarz-weiß-Gewucher. Einen Kof­fer gepackt. Mit den Utensilien des Verfahrens. Jede Kleinigkeit beachten. So wird gut serviert. Eine Glocke über dem Getürm. Hinaufschauen. Die ihre Flügel gestutzt haben. Es ist kein Fliegen mehr. Alles ist verbrannt. Der Sonne zu nahe gekommen. Und das Herz dabei zerschmolzen. Die Fliegen des Orest sind tot. Es lebe Lukas, der Lokomotiv­führer. Euer Schnaufen alla tedesca, großer Meister. Nur auf diesem einen Geleise. Fahrt fort vom Flug. Vom fahrenden Fortfliegen. Nein, keinen Tango, großer Meister. Ja, die Hunde. Ihre Fänger machen keine Geschäfte mehr. Der Soldat Schweijk ist böse geworden und schon lange tot. Und das Holzbein? Gut geklopft, großer Meister. Eine Maschine jetzt. Eine große Trällermaschine. Ein Thema ist jetzt kein Thema mehr. Über alles muß gesprochen werden. Und doch ist ein Schweigen eine Rede. Fürwahr, großer Meister. Die Jahre gehen dahin. Und es kommt die Zeit des Vergessens. Die Zeit des Vergessenwerdens. Trotzdem, großer Meister. Alles hat doch irgendwie seinen Sinn. Auch der Unsinn. Und ist es nicht jener, der die Nacht zum Tag, das Nichts zum Etwas macht? Eine Reaktion ist eine Aktion. Und der Unsinn kann doch zum Sinn werden, wenn der Betrachter sich umdreht, anstatt nach vorn zu blicken. Ihr seid hinter uns, gro­ßer Meister. Und doch vor uns. Euer Werk ist alt und doch neu. Es ist Vergangenheit und doch Zukunft. Es ist gewiesen worden und weist. Ich begehre Einlass in Euer Haus, großer Meister. Gewiss bin ich ein Bettler vor Euch. Doch Euer Alles lebt schließlich von meinem Nichts. Ja, der Tagelöhner, werdet Ihr sagen. Nein, meine Bitten sind nicht irdi­scher Art. Brot habe ich genug. Und das Salz dazu ist auch noch da. Das Wasser ist bezahlbar. Die Behausung ebenfalls. Nein, von Eurer Inspiration will ich haben, großer Meister. Das Sehen und Hören lernen. Und das Fühlen. Das Wesen eines Werkes er­fassen. Auch das, was Eure Welt bis zum Äußersten zusammenhält. Die Tat. Die Tat, die vor der Ruhe kommt. Die Tat, die nach der Ruhe kommt. Eure Kraft spüren, großer Meister. Nicht um niederzudrücken. Nein, um aufzustehen. Um endlich aufzustehen. Nur einen Hauch. Einen kleinen Hauch. Ich vertrage keine Windstöße mehr. Schon gar kei­nen Sturm. Ein zartes Wehen. Um die Sinne. Um den Geist. Um die Seele. Fünfzehn Jahre sind nun durch meine Ohren gegangen. Habe Impressionen erhascht, großer Mei­ster. War schon versucht, Euch zu verlassen. Lasse mich immer noch tragen von Eurem Klanggemisch. Ja, das kompositorische Brauen. Nicht zuviel. Nicht zu wenig. Eine Prise staccato noch. Ein Hauch divertimento. So gefällt es mir. Und Ihr seid doch von dieser Welt gewesen. Ihr wart Mensch. Ihr habt gegessen und getrunken. Ihr habt geschlafen. Ihr habt geträumt. Eure Wünsche gingen nicht alle in Erfüllung. Die Not – Eure Tugend auch. Die Rede – Eure Tat. Ich schaue auf die Bushaltestelle, großer Meister. Ihr steht doch da unten. Niemand erkennt Euch. Ich kann Euch genau sehen. Die Hände in den Taschen. Das Gesicht geradeaus gerichtet. Ich rufe Euch nicht. Geht, großer Meister. Geht Euren Weg. Es ist kalt. Ich friere. Muss Tee kochen. Sonst nichts.

No 26
Ergebenster Meister. Euer sechsundzwanzigstes Werk. Das Lebewohl. Kein Abschied für immer. Tränenfließen. Schon Heimweh jetzt. Nach Stunden schon Heimweh. Nur ein kurzer Ausflug. Keinen Koffer packen. Kurz eine Schwalbe sein. Schwarzgefieder. Ins fremde Nest hinein. Auch Elster sein. Die Flügel ausbreiten. In das Lexikon schauen. Den Atlanten bemühen. Weltreise spielen. Mit dem Finger den Globus abtasten. Lang­sam hinführen zum fernen Land. Noch einmal drehen vorher. Die Augen schließen. Wei­ter unten ist weiter weg. Eine Mütze aufziehen. Schal und Handschuhe dazu. In die Bade­wanne sitzen. Mit den Füßen strampeln. Alle Fenster schließen. Ein Glas heiße Milch dazu. Vielleicht eine Sonnenbrille. Die Zahnbürste über den Mund halten. Nein, kein Loch bohren. Nur leise Anklopfen beim fremden Volk. In aqua veritas. Keine Schaufel. Keine Axt. Kein Messer. Die wilden Tiere sind in der Hausapotheke einge­sperrt. Keine Angst. Sich langsam verabschieden. Ein Taschentuch dazu. Das Winken nicht vergessen. Noch einmal die Abfahrtszeit kontrollieren. Uhrenvergleich. Bis fünfzig zählen. Achtundvierzig. Neunundvierzig. Fünfzig. Die Abwesenheit. Haaaaaaaloooooo. Ja, die Fremde. Elend. Gleichgültigkeit. Kälte. Das Erfrieren am Ofen. Briefkasten­leerung. Einsamkeit. Tränen über Tränen. Hilfe. Sich einfach dazustellen. Wie Wolke fliegen. Verzauberung. Aller Atlanten Abwesenheit. Gesteinprüfung in Markthallen. Den Kopf unter den Füßen verlieren. Lachsalven. Depressionsgebären. Telefonzellenbild. Hochgezogene Zugbrücken. Immer wieder Schulterzucken. Immer nach hinten schauen. Kalt ist das Licht. Die Hügel sind klein. Braun ist der See. Die Nächte sind kurz. Immer wieder auskuppeln den Geist. Jetzt langsame Fahrt. Poltern auf Holzbänken. Krankheit. Gebrechen. Schmerzen. Fingerübungen in der Fremde. Den Rucksack voller Melan­cholie. Ein sterbendes Gemüt. Tiefgang. Tausend tote Seelen. Gebein und Gewürm. Gekrieche überall. Kein Herr. Kein Land. Kein Besitz. Ich bin schon fort. Ich komme wie­der. Ein anderer bin ich. Beim Fortgehen ankommen. Tafelkreide. Zeilen auf Wände ge­malt. Einen Fuß vor den anderen setzen. Jeder Stufe ihren Sinn geben. Keine Hetze. Zeit zum Schauen. Das Lilienfeld. Alle Lilienfelder. Ja, ein großer Tag. Die Quietschente aktivieren. Rund sind alle Lippen. Mengen von Wünschen. Ein Versinken des Fischers. An der eigenen Angel zappeln. In die Augen transponieren. Takt um Takt. Leierkastene­legie. Der Glanz der Herzen. Schmerzen auch. Keine Schläge heute. Ruhiges Pochen. Nehmt ihm den Stock weg. Ja, der Stock, großer Meister. Ein Falschsiegler. Mit nichts gedrückt. Arm in Arm. Schneegestöber im Kopf. So sehr zerplatzen. Das Wiedersehen. Auge in Auge die Blindheit spüren. Nein, der Baum ist nicht gepflanzt. Gehen wir einen Kaffee trinken. Der Käse schmeckt gut. Er ist weich. Wie Du es magst. Kein großer Mei­ster. Gewesen alles. Geworden nichts. Im Kopf und drumherum. Nachtzeichen. Nein, es ist kein Bett mehr frei. Wir haben uns geschadet. Nützlich war unsere Liebe den Häschern. Verbranntes Geld wird auch zu Asche. Deine Hand ist mein Sinn. Und mein Sinn sind Deine Füße. Ja, großer Meister. Meine Worte waren der Wind für Euren Lö­wenzahn. Gewiss, ein Dieb ist kein Mörder. Doch sein Gut kann eine Waffe sein. Milch über­strömt ist kein Land. Und die Waben sind voller Gewürm. Gleichzeitig möchtet Ihr sein. Mit dem Oben nach unten. Einen Tausch kann ich noch wagen. Gegen bessere Sicht. Das Buch für ein Schauen. Die Idee des Friedens. Das Ufer ist entsteint. Im Sand findet Ihr meinen Abdruck. Ich war nie ein Schneemensch, großer Meister. Auch wenn die Augen gleich glühenden Kohlen waren. Dort brennt es noch. Ein schwarzes Leder ist der Mantel des Stiers. Ich gleite hinaus mit der Flut. Ein Zurück gibt es nicht. Tausend Takte sind verloren. Tausend Tage werden kommen. Das Brot wurde zum Gift. Und das Gift wurde zum Brot. Affen gleich war mein Naschen. Hallo, großer Meister. Drei Strich Backbord liegt eine Insel. Ihr Boden ist fruchtbar. Die Bewohner sind friedlich. Das Klima ist mild. Euer Fernrohr aber ist eine Kanone geworden. Gestern Nacht war ein Blitzen und Donnern im Hirn. Ein Schock macht die Bleiche um Euer Haupt. Keinen Schuh ver­loren. Trittbretter verpasst. Ja, großer Meister. Guten Tag.

No 27
Ergebenster Meister. Euer siebenundzwanzigstes Werk. Ja, die Discoqueen. Nonchalant ihren Groove stampfend. Alles ist Groove, großer Meister. Ja, Groove. Groove? Beat vielleicht? Funk? Soul? Hip Hop? Ja, ich weiß, Jazz. House gar? Dum dacka dum. Do dobe do. Dada dada dack. Einfach schütteln, großer Meister. Shake it. Shake it up. So­nate? Ja, ja, großer Meister. Schon gut. Whiskey Cola. Lumumba. Daiquiri. Cuba libre. Tu es, großer Meister. Nein, keinen Blues. Kein Bier. Bitte kein Bier, großer Meister. Bitte keinen Blues. Wochenendschuhe. Roter Lack oder so. Ich brauchte sie so. Ich war so hilflos. Rettet die Gelatine, großer Meister. Rein ins Haar damit. Und aus dem Haus. Auf den Gang achten. Die Benson in der Tasche fühlen. Nein, keine Gauloises, großer Mei­ster. Aber den Wrigley’s nicht vergessen. Kauen ist wichtig. Immer wieder kauen. Cool bleiben. Fisch schwimmt im Wasser. Wasser ist rot. Wasser ist grün. Fisch. Fisch. Fi­sche. Alles Fisch, großer Meister. Cool bleiben. Alles ist cool. Kleingeld abzählen. Für den Flipperautomaten. Pinball Vizard, großer Meister. Ja, auch Mod. Highscore. Everything ’s allright. Mr Jones. Mrs Jones. Hallo zusammen. Gesichtskontrolle. Lächeln, großer Meister. Lächeln. Cheese. Klappe zu. Tür auf. Bap badoo wap. Hände aus den Taschen. Türsteher begrüßen. Ja, alles klar sonst. Oder? Es geschieht alle Zeit. Überall. Nein, nicht der falschen Art. Willst Du mich heiraten? Alle Ringe abziehen. Ich würde schon. High, Kleiner. Ja, alles klar sonst. Oder? Nein, nicht die falsche Art. Toilette ge­hen. Frisur überprüfen. Mit etwas Wasser nachhelfen. High, D.J. bap, badoo wap. Son­nenschein im Stollen. Alles bunt. Augenzwinkern. Komm näher, Junge. Trau Dich. Ja, Du. Colamba. Schwaiquiri. OK. Abschütteln. Beat fühlen. Groove spüren. Nein, nicht die falsche Art, Meister. Ja, die Discoqueen. Nein, nicht anschauen, die nicht. Kann gefähr­lich sein. Carlos am Tresen. Achtung. Zu spät. Zähneblecken. Ja, Du auch, großer Mei­ster. Everybody’s rappin‘. Everybody’s clappin‘. Telefonieren wär‘ auch nicht schlecht. Jo anrufen. Den Pusher. High, Mary. Jo? Jo ist beim Rave. Auch das noch. Ist doch für Kids, der Kram. Alles doppelt so schnell. Geht einem ja tierisch auf die Nerven. Ja, aber Jo, Du weißt doch. Die Geschäfte. Alles klar? Ciao. Sorry, Baby. Bin ein Telefonfreak. Vielleicht bei Conny anrufen. Nimmt keiner ab. Also gut. Check it out, großer Meister. Parfüm einatmen hier. Ja, dieser Duft. Ich könnt‘ Bäume ausreißen. Etwas Körperreiben. Abhotten. Einfach so. Kost nix. Balumba. Schwabu clibre. Kost ja alles nix. Peilung be­halten. Einfach die Maschine fliegen. Cuba wird’s schon richten.

Plusquamperfekt. Hey, weg da. Kritik, großer Meister. Was? Lippenstift. Eros? Mach zu. Glotz nicht so doof. Distichon, großer Meister. Was? Staccatoschmusen. Was? Was? Was? Ja, die Disco­queen. Falscher Pelz. Falsches Gold. Falsches Lachen. Ohrenschmerzen. Wadenbei­ßer. Orangenhaut. Tagescreme. Nachtfalter. Immer um das Glühlämpchen herum. Ja, die Discoqueen. Kein Beat mehr. Kein Groove mehr. Laß das Telefon klingeln, Jo. Nein, nicht abheben. Dein Schweiß macht mich nicht mehr heiß. Sempre staccato, Dein Pumpsklacken. Hey, D.J.. Mach mal Softprogramm hier. Ja, die Discoqueen. Offen fah­ren im Sommer. Cabrio steht parat. Badeanzug aus Stretch und Glimmer. Komm Kleiner. Ich zeig’s Dir. One, two, three, four. Einfach fallenlassen. Eine Benson? Ja, Danke. Und sonst? Alles klar? Wie bei Romeo. Blasen blubbern lassen. Fisch schwimmt im Wasser. O, wär‘ ich doch nur… Was? Ach was! Aschenbecher Romeo, Aschenbecher! Oh, dieser Duft. Alles so rund. Die Zähne? Schneeweiß. Die Haare? Lockenpracht. Und sonst? O Mann. Sempre legata. Sempre capriciosa. Sempre Primavera. Trioli. Quattro. Audi. Ok­tavian. Messalina. Caligula. Cäsar. Cleopatra. Diese Nase. Alles falsch? Macht doch nichts. Alles ist eine Illusion. Alles?. Alles! Ja, die Discoqueen. Staccato? Legato? Du spinnst wohl, Kleiner. Cool! Easy! Sorry! Everything is possible. Dacht‘ ich auch. Ja, Du riechst gut. Und sonst? Alles klar? Alles klar. Ja, großer Meister. Die Discoqueen. Ich weiß, die Disziplin. Offen fahren. Ofen aus. Ja, ja, die Discoqueen.

No 28
Ergebenster Meister. Euer achtundzwanzigstes Werk. Kerzengerade. Hitze spüren. Eine Verneigung. Keine Verneigung. Ja sagen zur Einsamkeit. Und doch nie alleine. Abtrop­fen lassen. Kristallbildung. Nicht sehend. Langsam, großer Meister, langsam. Ein Wei­chen. Nur ein zartes Weichen. Drumherum. Nur noch Drumherum. Ein Leben weichen. Kein Hahn kräht mehr. Ja, ich bin es, der Notenzerstörer. Die Rasselbande. Strolches Streiche. Bretterbuden. Ein fettiges Butterbrotpapier. Weiß langsam, was Flecken gibt. Geschossen wird nicht. Immer zur Seite gehen. Und dabei nicht weichen. Auf die Schaukel steigen und los. Es ist ein Rauschen im Kopf. Wer kann springen schon? Hür­den aufgebaut. Danke für den Gruß, großer Meister. Ja, er ist ein guter Arzt. Picke Krü­mel auf. Von den Überbleibseln Eures Werkes. Restpostenverteilung. Stehe Stift bei Fuß. An der Straße. An Eurer Straße. Sehe die Großen winken aus Ihren Wägen. Auch meine Maschine läuft. Bin gedämpft vom Ablassen. Stecke in der Mangel drin. Bin zwickvermühlt jetzt. Habe den Kopf zum Brett gemacht. Ja, großer Meister. Dur und schwer ist alles moll. Müßigrasen. Anfangslaster. Kolonnenverkehr. Ausscheren. Kaffee kochen. Überholen. Zeitung lesen. Wieder einordnen. Weiterschreiben. Kistallkugel. Langes Blinken. Warnzeichen. Verbrennungsgeschichte. Nein, großer Meister. Kein In­dex in Sicht. Anhalten. Telefongespräch. Ja, in die Sauna. Geld? Nein! Ehre? Nein! Ruhm? Nein! Tollhaus? Nein! Armenhaus? Nein! Friede? Ja! Also Kandidatentest. Nou­velle vague. Wellenbrecher. Keine Mode geschöpft, großer Meister. Alles eine Erschöp­fung hier. Wochenbart. Tagesration dreiunddreißig Punkte. Gelöscht die Flammen. Eier­salat. Zwei Milligramm Alkohol. Schnapsdynastie. Chemograph. Synthetik. Kaschmir­sehnsucht. Lochkäse aus Holland. Igitur von Freuden. Blumenmeer infiltriert. Keine Zeit. Keine Ruhe. Keine Hast. Alles davonschleichen. Allem Atem folgen. Du bist es. Und Du bist es nicht. Ich weiß es schon. Salto postmortale. Sternschnuppen. Keschersuche. Kummerkiste. Aufschließen das Ding. Inhalt wieder etwas entstauben. Achtgeben auf des Ochsen Hörner. Zum Marsch geblasen. Heirat in Hoffnung. Alles wird gut. Ich habe Euch gerochen, großer Meister. An der Kläranlage schwaderte Euer Geist. Die Kormo­rane waren gut dran mit ihrem Flügelschlagen. Die badende Venus aber ertrank in der Jauchegrube. Kein Strampeln half mehr. Kein Zappeln. Goldlöckchen. Aus der Traum. Hoffnungspostille, großer Meister. Keine Recherche. Stahl ein Knab‘ ein Nötlein schön. Konnte es nicht lassen.

Nötlein tat die Welt verstehen. Bracht‘ Geld in Todes Kassen. Nötlein, Nötlein an der Wand. Welch Blut fließt rot durch unser Land? Alles ist verwerf­lich. Und nichts kommt zurück. Es bleibt schon, wie es war. Auf Tag folgt Monat und dann Jahr. Es ist Gott noch die Dekade. Im Grunde war es jammerschade. Zu erfinden Zeiteinheiten. Sekunde dauert Ewigkeiten. Tausend Takte sind verstrichen. Zehntausend Noten weg entwichen. Alles war eine Eitelkeit. Und heute versteigen wir uns im Bedeu­tungswochenbett. War schon einst ein Vagabund. Drehte mich im Kreise rund. Immer um das eine Los. Wurd‘ bestraft als Gernegroß. Sah Menschen durch die Wände gehen. Sah Köpfe brechen und Ideen. Ja, großer Meister. Das Hirnzerbrechnis. Kunigunde. Re­stauration. Solidarität. Legitimität. Fürst Metternich verpasst den Wiener Kongress. Ach­senbruch der Geschichtskutsche. Gäule gehen durch. Europa wiehert wieder, großer Meister. Napoleon siegt bei Waterloo. Und St. Helena wird zur Dirne des preußischen Drillichs. Alles ist eine Prostitution. Jede Note eine Hure. Eure Zuhälterin Dorothea von Erdmann muss vivace in die Hände geklatscht haben, bei Eurem Adagio. Applaus, großer Meister, Applaus. Oder war es ein Andante-Klatschen bei dem Allegretto. Scherzo, gro­ßer Meister. Scherzo. Im Schneckentempo durch diese Nummer gekrochen. Über hinter­lassene Schleimspuren repetitiv hinweggerutscht. Ja, Soldat. Es ist ein Krieg. Es ist ein Notenkrieg. Es ist der kompositorische Bullenkrieg. Wer zuletzt sticht, ist die Wespe. Stachel raus, großer Meister. Langsam dekontaminieren die Dorothea. Auf Entzug schic­ken. In ein stilles Land. Dort, wo A-Sager keine B-Sager sind. Hammer halten. Achtung!

No 29
Ergebenster Meister. Euer neunundzwanzigstes Werk. Das große Hämmern für den Erzherzog. Hätte Euer Dank den Zimmerleuten gegolten, großer Meister. Satz vier. Punkt. Punkt. Komma, Strich-. Das große Hämmern. Folgendes Enthämmern, großer Meister. In der Dunkelheit geschehen. Der große Sturz. Etwas französisch angehaucht. Schlucklawine. Klerikalkosmonaut. Zeichen um Zeichen. Ja, das politische Verständnis. Nein, kein Alkoholismus. Wie? Fingerzeigsucht. Muss doch etwas geben dem Würstchen. Wenn er noch einmal hoch kommt. Ja, vielleicht. Weswegen Suchtgebaren. Themen unter den Tisch fallen lassen. Niedlich von Schuh zu Schuh stupsen. Wirklich nett. Und so groß dabei. Wie der Blaumantel. Alle Gläser zur Durchsicht aufgereiht. Buntschluck. Nein, keine Beobachtung gemacht. Raunen. Da kommt er. Pfötchen eintauchen in die Suppe. Den Kelch anpacken, großer Meister. Enthämmert eben. Ans Stuhlbein fassen. Keilerei, großer Meister? Nein, nicht mit Nietzsche. Bartlosigkeit. Geflaume dort oben. Wieder völlig aufgedunsen, der Mann. Tremolo. Tremens. Trambahn. Hiebe statt Kanni­balen. Netzkontakt, großer Meister. Lieber wieder einstecken den Hammer. Integration. Ins Kino rein integrieren. Nein, den kenn ich nicht. Alles Formfragen. Hammer zwei. Mei­ster- und Fausthiebe. Gegeben fürs Nehmen. Das eine ist seliger als das andere. Und heilig ist die Perversion. Begebe mich nun kurz auf den Pfad der Unanständigkeit, gro­ßer Meister. Bekomme ich ein Stück von Euch? Oder verteilt Ihr die große Musenprügel? Euer Klaviersaft beginnt zu gären. Es ist ein Blubbern im Hammerklavier. Eine Werk­zeugsonate, großer Meister. Das Nagelallegretto. Das Zangenandante. Das Sägenlargo. Euer Handwerk soll nicht meines sein. Ein Loch ist im Trapez, großer Meister. Der gol­dene Boden beginnt zu schmelzen. Ja, eine Affenglut durchströmt mein Haupt. Nein, meine grüne Hose mag ich nicht. Auch kein grünes Hemd. Und schon gar keine Streifen an der Jacke. Für Weiß bin ich zu tot. Und rot. Und rot. Und rot. Alles ein Zopfabschnei­den. Kirschmarmelade. Dick Butter drauf. Kaffee dazu. Eine Samstagnachmittags­komposition. Der Äther hat Euch ausgespuckt, großer Meister. Alles eine Frage des Ho­norars. Dieser eine Griff. In dem Völkerschen Gewürge. Wehret dem Diminutiv. Ich brau­che dieses Kopfkissen. Will alleine schlafen. Es ist eine Pumphosenkatastrophe. Zuge­wachsen die Tonsur lange schon. Ein Klerikalpunker einst. Große Tage der Aufklärung. Ich rede nicht von Politik, großer Meister. Vierzig Tage auf See. Und kein Land in Sicht. Mast- und Darmbruch gerochen.

Spielzeit für Kinder jetzt. Steht ein Paar in der Küche. Große Augen machend. Es ist so schwer, die Kehle durchzuschneiden. Zwei Jahre, gro­ßer Meister. Es ist keine Zeit. Es ist ein Augenaufschlag. Jalousien runter. Und eine rosa Lampe installiert. Schweigen, nichts als Schweigen. Die Grußbotschaft. Kassiber auch. Wimmern und jammern. Fünf. Strich. Fünf. Magisches Auge taxierend. Alles ad infiniti­vum. Gemurmel schon wieder. Da kommt er. Betritt den Raum. Gott zum Gruße, großer Meister. Vier Wochen noch bis zur Heiligsprechung. Parolen ausverkauft. Keinen Stich gemacht. Das Blatt zerrissen. Löschfunktionskoordinatensystem. Zwei Strich drei Strich zwei. Durch dieses Gitter hindurchkomponieren, großer Meister. Ein Händedruck. Viel­leicht ist schon alles zu viel. Gierhälse. Giraffendivertimento. Panthers Stäbe brechen. Zellenkultur. Angesetzt das Gemisch. Alles in einem Plastikfass. Nein, keine Beschei­denheit. Diogenes ist Millionär geworden. Das Fässerspekulieren hat ihn reich gemacht. Rolltreppe. Furchteinflößend. Alles Hand in der Maschine. Fressnapf. Hundetage. Katzen­jammer. Mauseloch. Tierisches Genügen. Reihum. Im Kreis. Hanseatisches Aufeinan­derstapeln. Die schlechten Zeiten. Das ist ein Gut, großer Meister. In der Knechtschaft die Herrin gefreiht. Alles bis zum Wahnsinn dann. Ein tausend Kilometermarsch. Alles zu Fuß. Hüftschmerzen einerlei. Bin Ampler geworden. Zeige Farben für Werkzeuge. Lager­sortiment. Alles archiviert. Hauptsache die Verarmung bereichert, großer Meister. Das Hämmern.

No 30
Ergebenster Meister. Euer dreißigstes Werk. Zauselsonate, sag‘ ich Euch. Geb‘ Euch mein Herz. Geb‘ Euch meinen Mut. Geb‘ Euch auch den Sinn, großer Meister. Blubb. Bin abgetaucht nun. Schwimme mit dem Plankton. Euer Grund ist tief. Die Nahrung knapp dort unten. Habe kein U-Boot zur Verfügung. Salzig ist alles. Brennen auf der Haut. Von den Anfängen. Aller Anfang ist leicht, großer Meister. Meine Fortsetzung wird Euer Ab­schluss sein. Zirrhose, großer Meister. Ein Aufblähen Eurer Notenkunst. Bin wieder zu spät. Muss zurücknehmen mich. Gehe nicht über LOS. Ziehe nicht viertausend Mark ein. Guten Tag, Herr Brendel. Wie geht’s? Lege das Buch zurecht. Der Wecker ist alt gewor­den. Die Zeit knipst die Lampe aus. Ja, ich freue mich. Es ist ein Gelingen im Werk. Ein Rundherumgelingen. Muss eine Weltreise machen nun. Zum Schuster gehen. Habe ein Winterbild. Den Bach runter. Alles geht den Bach runter. Im Freudentaumel. Keine Mas­kerade mehr. Das Geselligkeitsverlangen. Euer Tod ist mein Leben, großer Meister. Eine Linie ziehe ich. Eine Gerade durch den Kreis. Die Schnittpunkte an der Peripherie. Was macht das schon? Der Mittelpunkt des einen ist der Rand des anderen. So geben die Quadrate ein Feld. Kann nicht streichen, teurer Meister. Sehe kein Rot mehr an dieser Maschine. Goldgelb ist die Ähre. Euer Spreu ist mein Weizen. Wir sind zusammen. Es wird sich wieder legen. Taumle durch Träume wieder. Ein Torkeln. Ja, großer Meister. Ein Schluck verwirrte meinen Geist. Nüchtern ging ich zu Bette. Betrunken war mein Aufstehen. Segnen sollt Ihr die Gottlosen. Nicht aufgeben. Widerstand leisten. Sie sitzt und sitzt und sitzt. Ja, so ist es. Einer Kohle gleich glüht ihr Hirn. Es ist alles ein Tage­buch. Die Seiten sind angefüllt mit Worten. Und ohne Worte. Das Leben ist ein Warte­saal. Und vorstellen kann man sich alles. Einen nach dem anderen ruft der Tod auf. Seine Züge haben selten Verspätung. Irgendwann ist jeder pünktlich. Auf dem Fahrplan erkundigt man sich nach den Krankheiten. Die Destination bleibt immer die selbe. Rich­tung Nichts geht es. Himmel und Hölle sind immer auf Erden. Bis zum Ende ist es ein ständiges Umsteigen. Und wer mutig ist, rangiert sich selber aus. Die Zeiger der Le­bensuhr peitschen unerbittlich nach vorne. Es gibt keinen Stillstand bei diesem Werk. Es ist die Ignoranz unseres Willens. Der Mensch hat seinen eigenen Tod erfunden. Ja, gro­ßer Meister. Alles ist eine Erfindung. Das Patent ist der Staub. Es ist der Dreck. Es ist der Zeitdieb. Es ist der schlaueste und gerissenste aller Diebe. Die Verwesung ist der Hehler. Sie verkauft unser Gut an den einzigen Feind. Das Nichts. Es ist ein Fingerrin­nen. Alles zerfließt so. Langsam. Man muss spüren. Ja, großer Meister. Die Zeit war gegen Euch. So weit unten ist es noch eine Schöpfung. Es ist noch ein Graben. Ein Schürfen. Erschöpft ist jede Energie. Die Leistung ist eine Erfindung. Die Rivalität buhlt um unseren Geist. Große Worte sind kleine Taten. Und wer nichts sagt, erzählt alles von sich. Reihe an Reihe sitzen die Geier auf dem Aas der Vergesslichkeit. Sie zerhacken den Geist. Am Körper fressen sie sich zu Tode. Ach wär ich doch die Fassung für Euer Licht, großer Meister. Euer Einfallsreichtum ist mein Ausfall. Ich stürze fast durch das Tor der Sinnlosigkeit. Und doch ist es ein Kreis, den die Gerade durchschneidet. Die Sonne geht auf. Ich kann sehen jetzt, was einst verborgen. Die Blüten treiben aus. Es ist ein Wachsen. Gar ein Wuchern. Einer Schlange gleich fress ich Euer Werk jetzt. Das Schrei­ben ist mein Verdauen. Nun, großer Meister. Wo seid Ihr jetzt? Steckt Ihr wieder den Kopf in die Kisten mit den verbotenen Büchern? Die Geschichte ist erzählt. Eure Uniform steckt in meinem Briefkasten. Ich habe Euren Hut gegrüßt. Es kommt die Hitze auf. Ge­röstet ist der Wille. Euer Ende naht, großer Meister. Ergreife Besitz von den Dingen. Das Einst und Jetzt. Eine Erregung ist es. Der öffentlichen Art vielleicht. Komm zurück, gro­ßer Meister. Laß Dich nicht abweisen an der Tür. Sei Du, sei Du. Ja, vielleicht. Werf den Großmut über Bord. Komm!

No 31
Ergebenster Meister. Euer einunddreißigstes Werk. Es ist jemand geworden. Der Koch isst seine Suppe nicht. Löffel für Löffel wird sie ihm schlecht. Es ist zerfallen das Laster. Am Anfang war noch Müßigkeit. Nun ist Ende schon fast. Kein Schnee mehr auf dem Dach. Ich muss Euch warnen, großer Meister. Die Kehrtwende war es. So standen sie um das Feuer. Ich rede mit mir selbst. Bis zum Abgrund schon. Dort, wo die Glut die Kunst zerstört. Es waren braune Hemden einst. Eine Auslöschung, großer Meister. Kalt waren die Flammen. Weinen tat der Rauch. Auch ein Messer. Süßer die Bücher verbrannten. Ja, es ist Deutschland, großer Meister. Es ist das Totmacherland unseres Jahrhunderts. Aller Jahrhunderte. Es wird schuldig immer sein. Mors fuga est. Es ist die schwarze Milch. Es ist der bittere Honig. Es ist das vergiftete Brot. Es ist die Seuche mit dem Heili­genschein. Ich höre ihren Chor, großer Meister. Es ist der Chor der Vertriebenen. Der Verjagten. Der Verfolgten. Und sie sperren ihre Türen ab nun. Oh Heiland, reiß die Mau­ern ein. Mach scharf die Schere in unseren Köpfen. Es ist kein Kniefall das Vergessen. Die Zeugen werden sterben. Und wer erinnert dann? Ja, großer Meister. Die Zeit heilt keine Wunden. Und das Lächeln ist das Öl. Die Geschichtsmaschine dampft weiter. Es zischt und schnauft und ächzt und stöhnt. Auch Ihr funktioniert jetzt, großer Meister. Ihr wart Hase einst. Und seid jetzt Igel. Alles Rennen ist das Stehen nun. Und wer lahmt, kann schneller gehen. Nein, ein Wert ist kein Wert. Und jeder Turm hat zwei Ausgänge. Kann der Zorn das Mitleid sein? Flämmchen klein. Flämmchen klein. Diese Note habe ich nicht gesehen, großer Meister. Der Glaube an Euch versetzt keinen Kieselstein mehr. Das alles ist Euer Gift. Das alles ist Eure Weinerlichkeit. Eure Macht ist groß. Verschwin­den wird Eure Botschaft doch. Verschwinden hinter tausend Bergen. Und doch überra­gen. Eine Äußerung. Kein Treiben ist in diesem Schnee. Der Bombenangriff auf den Kopf mahnt einen Blick. Er hackt Köpfe ab. Das Blut des Bodens quillt aus den Hälsen. Was ist Euer Licht, großer Meister? Der Teufel ist ein Strahl. Es zeigt alles gegen Null. Und die Negativität erdrückt uns. Alle Freude ist immer nur das Lullen. Das Einge­lulltsein. Ein Einlullen in die Freude hinein. Dort, wo die Tat dem Wort vorausgeht. Kunst, großer Meister? Alles ist eine Zerstörung. Ein Massenabschlachten Eurer Klänge. Auch mittendrin sitze ich. Und doch am Rand schon. Uferlos erscheint mir Euer Göttlichsein. Nicht Fisch, nicht Fleisch schwimmt in Eurer Kompositionssuppe. Die Kinder schreien, was wir unterdrücken. Der Sohn redet des Vaters Gedanken. Ich sitze im Tal und höre meine Kinder mit den Toten sprechen. Glasklar ist ihre Stimme wie das Wasser der sprudelnden Quellen. Keine Bomben fallen mehr auf mich herab. Und wenn, dann plat­zen sie in Lüften schon. Schwelgen möchte ich jetzt. Die Tonleiter der Freuden spielen. Alles ist eine Empfindung. Ein Rätselraten die Auflösung. Frierend lag ich im Bette, gro­ßer Meister. Das hohe Gericht stand bevor. Alles war Schütteln. Der Hals zugeschnürt. Blutiges Erbrechen. Und Hilferufe in der Nacht. Im Spiegel ein Geist. Und Lüge das letzte Wort. So entschwunden war Maria. Zurück an die Seite ihres Standes. Auch die Hure umarmte mich dafür. Bedeckte mit tausend Küssen mein Haupt. Ich stand an der Wand und ließ es geschehen. Die Variation war ein Schein. Ich weiß, dass sie es gese­hen haben. Verraten wurde ich dafür. Verkauft wurde meine Asche. Diesen Steg ging ich bis in das tiefe Wasser. Wie Limonade war es. Umspülte mich süß. Doch schwimmen konnte ich nicht. Meine Haut war verklebt schließlich. Ja, großer Meister. Und alles we­gen einem Kuss. Ich musste das Flüchten lernen. Wurde gehetzt und geschlagen. Immer unter Eurem Namen. Ihr könnt nichts dafür. Die Geschichte hat es angerichtet. Vielleicht doch. Es ist vorbei. So stehe ich vor dem Ende. Es ist noch lau. Doch mir wird warm.

No 32
Ergebenster Meister. Euer letztes Werk. Kehre nun zurück von meiner Reise. Gar man­ches Land befuhr ich unter eurem Namen. Lernte vieles kennen. Sah fremde Länder. Fremde Kulturen. Fremde Menschen. Fremde Sitten. Und all das zu Ehren der großen Musik. Majestätisch ist Euer Schluss. Ihr ward schon ein König. Ich bin immer noch Bettler. Habe nun lange genug vor Eurer Türe gestanden. Die Vorbeigehenden nickten oft bei­fällig. Es war kein leichtes Betteln immer. Doch meist wurde mir gerne gegeben vor Eu­rem Haus. Ich habe genommen. Und bin satt geworden. Eure Arietta zum Schluss, großer Meister. Auch eine Erfindung. Auch eine Moral. Auch ein Friedensschluss. So manchen Krieg habt Ihr geführt auf den Schlachtfeldern der Notenkunst. Mit manchem Fortissimo habt Ihr geschossen. Mit manchem Pianissimo Euch wieder zurückgezogen. Dieser letzte Satz ist die Vollendung. Nicht zu Gott will ich Euch erklären, großer Meister. Es gibt schon zu viele davon. Doch den Platz am Himmel, den Ihr so sehr begehrtet, den habt Ihr sicher. Ich schlüpfe noch einmal kurz in mein Bettlergewand. Gebt ihm alles, hörte ich. Gebt ihm nichts, hörte ich. Gebt ihm die Kinder, hörte ich. Ich habe viel gehört vor Eurer Türe, großer Meister. Es war ein Raunen und Flüstern um mich. Von allen Seiten her zischte es. Laute Rufe auch hörte ich. Schreien. Kreischen. Nein, schreib das nicht auf! Ja, warum nicht das? Ein Feuer hat gebrannt zu meinen Füßen. Morgens gingt Ihr aus dem Hause. Kurz habt Ihr mich gegrüßt. Und weg wart Ihr. Oft kehrtet Ihr erst spät des nachts wieder zurück. Habt wacker Euer Tagwerk verrichtet, derweil ich vor Eurem Tor die Wache hielt. Niemand hat mich erkannt dabei. Und das war gut so. Manch einer hat nach Euch gefragt. Was macht er denn gerade, der große Meister? Ja, habe ich ge­sagt, er komponiert wie immer. Ja was denn, wollten viele wissen? Das ist sein Geheim­nis, sagte ich dann. Ihr werdet es schon zu hören bekommen. Ja, er wird es schon richtig machen, sagten die meisten dann. Genau, antwortete ich. Abends bei Eurer Heimkehr habt Ihr mich oft keines Blickes mehr gewürdigt, großer Meister. Als wären alle Noten gestorben den Tag über. Ich konnte Euch damals noch nicht verstehen. Heute habe ich eine Ahnung. Schließlich ist nicht jeder Tag ein Musentag. —– Spieglein, Spieglein klein. Jetzt kommt das Rückwärts noch hinein:—– Ich verstehe überhaupt nichts. Nein, ich verstehe nichts. Jeder Tag ist ein Musentag. Heute kann ich nichts. Ich verstand Euch schon immer, kleiner Meister. Am Anfang leben alle Noten. Ihr seid niemals heimgekehrt, kleiner Meister. Total ungenau.

Er macht alles falsch, sagten die meisten. Ihr hört gar nichts mehr. Ich sagte nichts. Es gibt kein Geheimnis. Der kleine Meister hat noch nie komponiert. Der kleine Meister ist ein kleiner Wicht. Keiner hat je nach ihm gefragt. Das war schlecht. Alle haben mich erkannt. Ich habe nie Wache gehalten. Alles Werk wurde des nachts verrichtet. Ihr seid gar nie fortgegangen, kleiner Meister. Deshalb wart Ihr auch da. Gegrüßt habt Ihr mich nie. Und morgens seid Ihr immer im Bett geblieben. Zu meinen Füßen war eine Eiseskälte. Ich habe nichts aufgeschrieben. Und gehört habe ich schon gar nichts. Es war kein Kreischen, kein Rufen, kein Zischen, kein Flüstern und kein Raunen. Vor Eurer Türe habe ich gar nichts gehört, kleiner Meister. Ich trug nie ein Bettlergewand. Für Euch, kleiner Meister wird kein Platz am Himmel sein. Es gibt keine Götter. Auch nicht Euch, kleiner Meister. Kein Satz wurde je von Euch vollendet. Euer Krieg war das Pianissimo. Und der Friede das Fortissimo. Dennoch wart Ihr nie ein Krie­ger auf dem Schlachtfeld der Notenkunst. Eure Arietta ist eine Kriegserklärung. Sie hat keine Moral. Auch habt Ihr sie nicht erfunden. Ich habe Hunger. Habe nichts genommen, weil vor Eurer Türe nichts gegeben wurde. Im Grunde habe ich dort nie gestanden. Ihr seid ein Bettler, kleiner Meister. Und ich bin der König. Euer Schluß ist gewöhnlich. Keine Ehre der Musik. Keine fremden Sitten, keine fremden Menschen, keine fremden Kulturen, keine fremden Länder. Ich kenne gar nichts. War immer eingesperrt unter Eu­rem Namen. Bin nie verreist gewesen. Euer erstes Werk. Ich. Adieu.