Hermann Maier über Kunst und das neue Museum für Singen

Hermann Maier, von Beruf Kaufmann, wurde 1944 in Singen geboren. Er besuchte das Hegau-Gymnasium und sammelt seit den 70er Jahren engagiert Kunst. Derzeit baut Hermann Maier in der Parkstraße in Singen ein Kunstmuseum. Der Macher des neuen Museums lebt und arbeitet mit seiner Frau Gabriele Unbehaun-Maier in Singen und auf der Höri

Herr Maier, erinnern Sie sich an das erste Kunstwerk, das sie gekauft haben?

Maier: Ja, das ist ein auf Segeltuch gemaltes Bild, das mit Kreide und schwarzem Stift gemalt ist. Titel des Bildes ist „Homo Faber“. Das Bild habe ich erworben bei einer Ausstellung in der Baden-Württembergischen Bank in Singen, das war in den 1970er Jahren.

Was war und ist für Sie die Motivation, Kunst zu sammeln, wie kommt es zu dieser Leidenschaft?

Maier: In erster Linie trugen die Lehrer Jentsch und Osswald dazu bei. Sie waren es, die mich beim Kunstunterricht motiviert hatten. Mein Bruder hat gemalt und war ein doch bekannter Künstler in der Gegend. Somit liegt die Kunst gewissermaßen in der Familie.

Spielen finanzielle Aspekte eine Rolle oder geht es Ihnen vornehmlich um die Kunst?

Maier: Es geht mir auf jeden Fall in erster Linie um die Kunst, ganz klar und eindeutig. Ich habe nie aus finanziellen Überlegungen gesammelt, auch nicht für den Aufbau einer klassischen Sammlung. Ich habe immer mit dem Herzen gesammelt. Wenn mir das Geld gereicht hat und ich etwas kaufen konnte, dann war der Grund in erster Linie das Gefallen eines Bildes. Ob teuer oder preiswert spielte gar keine Rolle.

Wie kommt ein Mann, der ja einen ganz und gar strengen Business-Job ausübt auf das Thema Kunst?

Maier: Wie schon gesagt waren es schon früh in der Schule die beiden Lehrer. Da in der Familie gemalt wurde, war die Kunst gewissermaßen auch bei uns zuhause.

Welche Begegnungen waren für Sie als Sammler prägend?

Maier: Für mich prägend war der Uli Säckinger, damals einer der großen in Freiburg. Er arbeitet heute in Karlsruhe. Er gehört zur Gruppe der Unzeitgemäßen. Seine Schwester lebt auf Thaiti auf den Spuren Gaugins. Seine Kinder sind Künstler. Wir sind heute mit der Familie immer noch sehr eng befreundet. Das war jemand, der mich sehr stark beeinflusst hat.

Wann und wie entstand bei Ihnen die Beziehung zur Südwestdeutscher Kunststiftung?

Maier: Ich war Gründungsmitglied. Die Stiftung wurde 1991/92 gegründet. Damals hatte das Singens Alt-OB Friedhelm Möhrle auf den Weg gebracht. Er kam zu mir und sprach mich als Vorsitzender der IG-Süd an. Möhrle monierte, dass der Singener Süden über zu wenig Kunst verfüge. Er fragte mich, ob ich mich für Kunst im öffentlichen Raum engagieren würde. Ich hatte spontan zugesagt. Wir haben dann ungefähr acht Jahre gesammelt, bis wir das Geld hatten, eine erste Aktion zu starten. Wir schrieben einen Wettbewerb aus, den der Joachim Schweikart gewonnen hat. Es entstand die Stehle im Steißlinger Kreisel. Der Stein dafür stammte aus einem Steinbruch in Frankreich im Rhonetal, das war der Beginn der Stiftung. Wir hatten noch keinen Träger. Die Stiftung gehörte einem Verein, nicht der Stadt Singen. Wir hatten die Stiftung als GmbH, gemeinnützig. Jedes Mitglied musste einzahlen, der Mindestbetrag lag bei 15.000 DM. Das Geld konnte steuerlich berücksichtigt werden, war aber ein verlorener Zuschuss. Ich habe die Gelder akquiriert, zusammen mit Friedhelm Möhrle.

Was fasziniert Sie an dem Engagement für die Stiftung?

Maier: Ich engagiere mich mit meiner Frau zusammen, wir haben beide die selben Interessen. Es geht darum, einen Besitz zu bewahren, wie er vom Sammler gesammelt wurde. Das ist das Wichtigste. Wir garantieren unseren Stiftern, dass der Bestand als solches erhalten bleibt. Bei Sammlungen werden oft Bilder aussortiert, das ist bei uns nicht so. Wir wollen nachvollziehbar machen, warum wir so oder so gesammelt haben. Beispiel Hannes Ott, er sammelte mit seiner Frau aber beide mit unterschiedlichem Schwerpunkt.

Kann man sagen, dass Kunst für Sie überlebensnotwendig ist, als Lebenselixier?

Maier: Auf jeden Fall. Die Kunst selbst, die Szene, die Teilnehmer in den verschiedensten Formen, all das ist für mich hoch spannend. Das gesamte Umfeld aber auch die Kunst als solche.

Wie entstand die Idee, für die Bürger der Stadt Singen ein Museum zu bauen?

Maier: Die Idee besteht schon seit 10 Jahren…

Es ging ja lange hin und her, nun wird es konkret…

Maier: Es sind mehrere Dinge. Zum einen haben wir zu wenig Möglichkeiten, Bilder auszustellen. Wir wollen den Besitz der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zudem haben wir unseren Stiftern gesagt, wir zeigen Eure Sammlung. Wir mussten oft Plätze auswärts suchen, weil die Möglichkeiten in Singen beschränkt sind. Es war klar, wir brauchen in Singen eine Möglichkeit.

Warum braucht die Stiftung ein neues Zuhause?

Maier: Einmal um die neuen Werke zu archivieren…

Es kann nicht alles ausgestellt werden, was da ist?

Maier: Wir machen mehrere Ausstellungen pro Jahr, je nachdem was an Manpower dahinter steht. Wir haben einen Förderverein gegründet, der hilft uns. Wir brauchen Menschen, die das Projekt begleiten.

Was wird das Besondere an dem neuen Museum sein, schon die Architektur ist ja sehr ansprechend…?

Maier: Der Architekt Daniel Binder hat den Entwurf vorgelegt. Das Besondere wird sein, dass wir das erste Mal in Deutschland ein Konzept verfolgen, in dem wir Kunst, also unsere eigene Sammlung verbinden mit Automobilem Design und Automobiler Kunst. Wir zeigen sehr ausgesuchte und interessante Oldtimer. Es werden Autos zu sehen sein, die es teilweise nur einmal gibt, als Abbilder ihrer Zeit. Es geht um Fahrzeuge, die in ihrem Design eine bestimmte Zeit verkörpern. Zum Beispiel einen Rolls Royce aus dem Art Deco. Wir lassen Untersuchungen machen, was passiert zwischen Design und Kunst, wie ist die Reflexion zwischen den Beiden. Kunst hatte immer auch Einfluss auf das Design einer Zeit, Design hatte umgekehrt stark zurück reflektiert in die Mode und Malerei. Hier gibt es klare Verbindungen. Wir wollen kein Automobilmuseum schaffen, es werden nur wenige Autos zu sehen sein. Vielleicht 6 oder 8 Fahrzeuge. Wir möchten bewusst zurückhaltend gestalten, eben aus der bestimmten Epoche ausgewählt. Die Dinge müssen den Besuchern näher gebracht werden. Leute, die sich für Oldtimer interessieren sollen zur Kunst geführt werden. Viele der Autos sind handgefertigt, geklopft wie von einem Steinmetz.

Wird es Synergieeffekte mit dem Städtischen Kunstmuseum geben?

Maier: Wir werden die höchstmögliche Synergie mit dem Städtischen Museum schaffen. Wir sind mit Christoph Bauer befreundet, er ist auch im Stiftungsrat. Vernetzung ist uns wichtig. Auch der Kunstverein ist bei uns im Boot, ebenso Bürgermeister Bernd Häusler für die Stadt Singen. Wir suchen die gemeinsame Basis der Vernetzung. Wir möchten keinen Wettbewerb, sondern gemeinsam den Kunststandort Singen stärken.

Was muss das Museum Ihrer Meinung nach heute leisten?

Maier: Wir suchen das moderne Abbild der Hohentwiel-Burgruine. Man sieht aus dem Garten des Museums die Burg, das geht in den Kontext der modernen Interpretation. Das war uns wichtig. Jeder meint er könne Bauhaus, aber nicht jeder kann Bauhaus wirklich. Wir haben fließende Linien und viele interessante Möglichkeiten. Darum suchen wir auch die sprichwörtliche Baukunst, das war eine große Herausforderung von der Architektur her, wie von der Bautechnik und der Statik. Wir stoßen als private Investoren und Stiftung aber auch an finanzielle Grenzen.

Wie wird das Projekt finanziert?

Maier: Wir finanzieren das, stellen es der Öffentlichkeit zur Verfügung, die Stiftung ist Eigentümer,nach unserem Tod fällt das Museum der Stadt Singen zu. Ursprünglich war die Stiftung eine GmbH, heute ist sie Stiftung des Europäischen Rechts. Wir hatten in Hans-Jürgen Krüger einen exzellenten Berater, ohne ihn hätten wir das alles nicht geschafft.

Was wünschen Sie dem Projekt, außer natürlich einen guten Zuspruch von den Besuchern?

Maier: Ich wünsche mir, dass die Akzeptanz weiter so zunimmt wie bisher. Es gibt viele Menschen die kommen und staunen und das Projekt toll finden. Die Akzeptanz musste erst wachsen. Einige haben uns für Spinner gehalten. Das hat sich mittlerweile geändert. Wir bekommen sehr viele Zuschriften und Anrufe. Das freut uns. Am meisten überrascht hat uns, dass das Konzept Kunst und Automobil auch verstanden wird. Firmen wir Porsche oder VW kommen auf uns zu, das ist natürlich eine schöne Bestätigung. Max von Pein vom Daimler-Benz Museum ist bei uns im Beirat.

Herr Maier, weiter gutes Gelingen und vielen Dank für das Gespräch.

 

BU: Bild Maier mit Frau:

Hermann Maier mit seiner Gattin Gabriele Unbehaun-Maier

Modell von Architekt Daniel Binder